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[   Band 3 Brief 167:    Caroline an Humboldt     Rom, 24. Februar 1810   ]


Abends war Werner *), der junge Schlosser **) und Herr
v. Hymmen, von dem ich, glaube ich, schon gesprochen habe, bei
mir, und Werner las mir seine Kunigunde vor, die viel Schönes
und Tiefempfundenes hat. So verging der Tag.
Von Visconti ***) habe ich eine Antwort bekommen wegen des
Basreliefs der Parzen †), er weiß aber auch nichts weiter, und kein
Mensch kann das Instrument, das die mittlere hält, erklären. Und
warum hat die mittlere Figur einen Kothurn, da die beiden andern
Schuhe haben? Das Instrument, das die mittlere hält, sieht aus
wie Federn. Rauch ist auf den Einfall gekommen, ob es die
Federn der Musen sein könnten? Hirt ††) weiß wohl auch nichts?
Dies Basrelief ist die Krone des Museums.
Ewig Dein.


168. Humboldt an Caroline             Berlin, 27. Februar 1810

In meiner äußeren Lage geht nichts Bedeutendes vor. Ich
arbeite ruhig und mit Fleiß fort. Mit dem Hofe stehe ich
sehr gut und habe nun seit meiner neuen Ankunft hier
schon dreimal beim König gegessen. Sie spaßen und lachen mit
keinem so viel, als mit mir, und wo ich den König oder die Königin
in Gesellschaft begegne, sprechen sie immer mit mir. Neulich, als
ich da aß, haben sie mich besonders geneckt. Ich habe vom König
mir das Prinz Heinrichsche Palais für die Universität erbeten und
bekommen. Nun aber nachher hätte die Königin es gern für die
Prinzen gehabt, und es wohnen auch viele Menschen darin, die ich
ausziehen lasse. Darüber haben sie mich neulich sehr zum besten gehabt,
und ich habe wirklich einen Menschen wieder mehr darin lassen müssen,

———
*) Vgl. S. 60. — **) Vgl. S. 146. — ***) Vgl. S. 117.
†) Vgl. S. 325. — ††) Vgl. S. 325.

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