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[   Band 3 Brief 67:    Humboldt an Caroline    Königsberg, 25. April 1809   ]


Süvern *), mit denen ich täglich arbeite, sind klug und brav, und ich
hoffe, sie sind auch mit mir zufrieden. Die Leute finden mich alle viel
duldsamer, gefälliger, sanfter als sonst. Oft ist weniger Verdienst
dabei, als sie denken. Ich habe ein tieferes Interesse in der Seele,
schönere Erinnerungen, eine innigere Sehnsucht, als daß mir nicht
das meiste um mich her gleichgültig sein sollte, ob es so oder anders
ist. Dann aber verdirbt man auch sich und anderen so viel Zeit
und Stimmung mit dem ewigen Murren über doch nun nicht zu
ändernde Kleinigkeiten, daß ich mich auch gern mit Fleiß davon
losmache. Es ist närrisch, daß Nicolovius eine Tochter Schlossers,
die also Nichte Goethes ist, zur Frau hat, und auch mit Stolberg
in Italien war. So sind wir, er, Uhden und ich, drei, die viel lieber
noch auf dem Pincio herumwandern, als hier »sich und die Jungens
ennuyieren« möchten.
Daß der Krieg angegangen ist wissen wir, sonst aber noch
nichts Bedeutendes.
Die Zeichnung von Adelheid und Gabriele wird hier sehr be-
wundert. Es ist unstreitig das erste Kunstwerk, das von Schick **)
über die Weichsel geht. Sage ihm das.
Die Bethmann ***), die ehemalige Unzelmann, wird heute hier
erwartet und soll hier spielen. Sie ist ziemlich garstig geworden
und hat unter anderem einen dicken Hals bekommen. Indes spielt
sie noch immer gut und ist ganz amüsant in Gesellschaft.
Gleich wie ich herkam hatte ich einen wunderbaren Streit hier zu
schlichten, der noch nicht entschieden ist. Du erinnerst Dich, daß man
hier ein neues Komödienhaus gebaut hat, das abbrannte. Jetzt hat
dieselbe Gesellschaft es von neuem aufgebaut, hat sich aber mit dem

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*) Johann Wilhelm Süvern, geb. 1775, war 1807 als Professor nach
Königsberg berufen worden. Begeisterter Anhänger Steins.
**) Gottlieb Schick, geb. 1776, † 1812.
***) Berühmte Schauspielerin.

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