< zurück Inhalt vor >
[ Band 3 Brief 158: Caroline an Humboldt Rom, 27. Januar 1810 ]
Herz schwer zu machen. Mit der Wäsche und den Betten hast Du es sehr ordentlich gemacht. Die Schönheit des Museums *) mache ich Dir nicht streitig, im Gegenteil, ich habe meinen großen Spaß daran. Ich habe wegen des Basreliefs der sogenannten Parzen, das, ein wahrer Edelstein in jeder Sammlung wäre, an Alexander nach Paris geschrieben und ihm die Zeichnung geschickt und ihn gebeten, mit Visconti **) dort darüber zu sprechen und zu erfahren, was er meint und was wohl das Instrument sei, das die mittlere Figur in der Hand hält. Denn darauf kommt eigentlich alles an, und es ist gewiß das ent- scheidend, ob es die Parzen oder ob es Minerva ist, die den Frauen die Arbeit lehrt und selbst dabei die Spindel hält. G[?] sagt, es seien die Parzen, weil die Spindel, die man sieht, noch leer ist, und die Parze daher das Leben zu spinnen anfängt. Du hast ja die Zeichnung, zeige sie doch einmal Hirt ***). Der Hedemann †) interessiert mich sehr, da er Dir so wohl will. Er sollte sich deshalb eigentlich gewiß in Caroline verlieben, denn sie ist Dir doch in vielem sehr ähnlich, sogar oft im treffenden Witz. Es freut mich, daß Du Jena wiedergesehen hast. Ach, denke ja nicht, daß ich mich da ennuyiert, wie schön im Gegenteil waren meist die Abende mit Schiller und wie süß das stille, häusliche Leben mit Li und Wilhelm. Ach, wäre er da, der unvergeßlich liebe Junge! Wie lieblich wäre er gewiß jetzt! Unendlich, ganz unendlich freut es mich, daß Du versicherst, so wohl auszusehen, es ist gut, daß Du mehr Haar hast. Ich freue ——— *) Die Kunstwerke, die Humboldts in Rom erwarben, jetzt in Tegel befindlich. **) Vgl. S. 117. ***) Archäolog und Kunsthistoriker in Berlin, geb. 1759, † 1836. †) Vgl. S. 239. 325