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[ Band 6 Brief 134: Caroline an Humboldt Rom, 10. Oktober 1818 ]
134. Caroline an Humboldt Rom, 10. Oktober 1818 Liebes, teures Herz! Ich habe Deinen lieben, teuren Brief vom 15. Sep- tember erhalten, in dem Du mir die noch ungeschriebenen Briefe mitteilst. Ich kann Dir gar nicht genug sagen, wie sehr ich sie approuviere. Du hast würdig und ganz den Umständen an- gemessen geschrieben, und ich vermute, daß noch mehrere Stellen mit Fleiß ausgelassen waren. Ich bin auf den Erfolg aller dieser Briefe, wie Du denken kannst, äußerst begierig. Gern würde ich abreisen, denn lange kann es in dieser Ungewißheit mit Dir nicht bleiben, allein de Mattheis erklärt mir, daß er mich in dieser wechselnden Jahreszeit nicht reisen läßt, und ich fühle mich auch nicht mutig genug, es zu tun. Die Äquinoktialstürme wüten fürchter- lich und spielen auf meinem Körper wie auf einem Instrument. Hier im Hause studiert die Buti auf alles, was mir gesund sein kann und schmackhaft ist. Die Kinder verziehen mich ihrerseits, und Caroline möchte mich in Baumwolle packen, um mir alles empfangene Gute wiederzugeben. An dem Eindruck, den alles, was mich moralisch angreift, mir physisch macht, fühle ich recht, wie schwach ich sein muß. Vorgestern bekam ich den ersten Brief von Mathilden *), lieb, gut und freundlich wie sie ist. Nach der Intro- duktion und einiger Entschuldigung über die späte Anzeige ihrer Verbindung sagt sie (der Brief ist vom 13. September): »Aber da ich weiß, wie lieb es Dir sein würde, meinen Brief von einigen Zeilen seiner Hand begleitet zu sehen, so gab ich seinem Willen immer nach und hoffte von Tag zu Tag, daß sich derselbe ändern würde. Sein Schweigen gegen Dich ist mir in der Tat ganz rätsel- haft, es ist die einzige Schattenseite meines Glücks. Theodor be- weist mir sonst in allen Stücken die innigste Liebe, die zärtlichste ——— *) Schwiegertochter. Vgl. S. 169 und 230. 338