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[   Band 6 Brief 134:    Caroline an Humboldt     Rom, 10. Oktober 1818   ]


Sorge für meine Zufriedenheit, nur diesen, ach! meinen sehnlichsten
Wunsch, will er nicht erfüllen.« —
Sie sagt es nicht, aber ich bin beinah gewiß, sie hat den Brief
heimlich geschrieben. Ich kann und mag Dir gar nicht sagen, wie
sehr weh mir der Brief getan hat. Ich werde ihr sehr freundlich
antworten, wie ich es wahrlich tief im Herzen gegen sie gesinnt
bin, und keine Klage über Theodors Betragen fallen lassen. Für
Mathilde wäre das eine embarassante Lage, zwischen Mann und
Mutter zu stehen, der ich sie nicht aussetzen will. Mir aber bleibt
nichts übrig, als Theodors Gemüt dem zu empfehlen, der alle Ver-
worrenheit lösen kann und lösen wird.


135. Humboldt an Caroline                    London, 13. Oktober 1818

Carl (Laroche) aus Berlin schreibt mir viel Liebes und Gutes
über Dich, Besorgnis über Deine Gesundheit, Freude,
daß sie Dich unterwegs glauben, dann Stellen über mich,
die ich abschreibe: »Hier hat sich die Nachricht verbreitet, daß Du
Boisdeslandes geschrieben habest, Dein Gehalt pro Oktober bis
auf weitere Nachricht nicht zu heben. (Ich schrieb Dir, denke ich
daß ich das tun würde.) Das macht großes Aufsehen, weil die
Leute glauben, Du müßtest wie die andern sein, die nur darauf
denken, dem Staat noch einige Tausende abzuzwacken und sich gut
pensionieren zu lassen. Daran denkt keiner, dereinst ganz frei und
großartig dazustehen, dann mit vollem Vertrauen aufgenommen
zu werden und zu handeln, daß die andern in Ehrfurcht und reiner
Anerkenntnis folgen müssen. Es muß und wird aber die Zeit
kommen, alles bereitet sie vor, wo ein solcher Mann hochgehalten

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