< zurück Inhalt vor >
[ Band 4 Brief 75: Humboldt an Caroline Rötha, 19. Oktober 1813 ]
stube. Der Mann und die Frau mit den Kindern schlafen um mich her, und es ist eine Stille, da das Häuschen abgelegen ist, wie im Frieden des Todes. Der arme Prinz Friedrich von Hessen- Homburg *) ist mit einer Kugel im Fuß, aber gar nicht gefährlich, verwundet. Ich war heute abend bei ihm, was er sehr hoch auf- nahm. Er hat mir gleich dafür zwei Mann und einen Korporal Wache geschickt. Er ist, auch verwundet, ganz wie sonst und hat mich heute sehr lachen machen. Als ich schon aus der Tür war, ließ er mich zurückrufen, um mir zu erzählen, daß er Carolinens Adolph **) habe zum Leutnant gemacht und ihn habe publizieren lassen. Wie ich ihm nun sagte, daß Caroline ihn nach Preußen geschickt habe, hat er so gelacht, daß er sich im Bett wälzte, und ich ihn nur bitten mußte, seinen verwundeten Fuß zu schonen. Die Schlachten vom 16. und 18. (denn am 17. fiel sehr wenig vor) werden zu den merkwürdigsten gehören, die man je geliefert hat. Bonaparte hatte, wie er Merveldt ***) gesagt, anfangs die Ab- sicht gehabt, auf Wittenberg zu gehen, aber die Betrachtung, daß er dann acht bis zehn Tage ohne Nachricht von Frankreich bleiben müsse, hatte ihn abgehalten. Er hatte sich nun um Leipzig in einem Halbzirkel herum mit seiner ganzen Armee gestellt und hatte, wie er auch selbst gesagt, am 16. angreifen wollen. Allein die Verbündeten kamen ihm zuvor. Man focht auf beiden Seiten (auch die Franzosen) mit unglaublicher Hartnäckigkeit, der Verlust auf beiden Seiten war sehr groß. Blücher nahm 30, die Schwarzen- bergische Armee 10 Kanonen, aber das Gefecht war doch nicht eigentlich entscheidend und wurde durch die Nacht unterbrochen. Am anderen Morgen wollte man das Gefecht wieder anfangen. ——— *) Befehligte die 3. preußische Brigade in der Nordarmee des Kron- prinzen von Schweden. **) Vgl. S. 89. ***) Vgl. S. 142. 144