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[ Band 3 Brief 161: Humboldt an Caroline Berlin, 6. Februar 1810 ]
nachrichtigen, ich werde alsdann mich augenblicklich entschließen. Käme die Sache wirklich, so ist es kein Zweifel, daß ich den König um die Stelle bäte. Denn die meinige hier wird immer unsicherer. Es ist, so gut der König mir auch fortdauernd zu sein scheint, jetzt gar nicht wahrscheinlich, daß ich Minister werde, und es gibt hier Pläne, über die ich mich nicht deutlich auslassen kann, die mich in große Verlegenheit und vielleicht in die Notwendigkeit bringen könnten, ganz und ohne alle Aussicht meinen Abschied zu nehmen. Dennoch, liebe Seele, vertraue ich dieser gleißnerischen Hoffnung, wieder mit Dir in Italien fixiert zu sein, sehr wenig. Auch können wir keine Veranstaltungen darauf machen. Der Zufall waltet überall und vorzüglich in diesen Dingen hier, also ist kaum davon zu reden, und ich sage Dir das nur so hin, weil ich es eben erfahren habe, und es immer gut ist, alles zu wissen. Bei der Herzen *), oder wie Caroline sie immer nennt, der Schwester, brachte ich neulich einen Abend ganz allein zu. Sie ist sehr zärtlich, und man muß offenherzig gestehen, doch noch sehr hübsch. Die Schönheit hat große Rechte, das sieht man an ihr. Übrigens treibt sie das Lernen noch immer wie ehemals. Sie über- setzte aus dem Voltaire ins Spanische, als ich hinkam. Wolf **) sehe ich nicht so oft, als ich wünschte. Er wohnt im Tier- garten, und meine Zeit ist natürlich sehr beschränkt. In Ansehung der Geschäfte bin ich mit ihm in einer Art von Uneinigkeit. Ich wollte ihn zu allerlei brauchen. Da er aber nicht Staatsrat sein sollte und die Staatsräte jetzt an Hof gehn, so ist er aufsässig geworden und will nichts annehmen. Meinetwegen möchte er auch diesen Titel haben, ich trete ihm sogar gern meinen eigenen ab. Allein es ging beim König und beim Ministerium nicht durch. Er ——— *) Vgl. S. 46. — **) Vgl. S. 39. 332