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[   Band 3 Brief 134:    Humboldt an Caroline    Königsberg, 27. November 1809   ]


furchtbaren Anstalten, wo man in Rom so himmlisch unbedeckt,
sogar auch in der Tramontana hinfährt.
Gestern früh war ich mit Prinzessin Luise *) und Prinzessin
Solms **) und einigen dreißig Damen in dem hiesigen Zellerschen
Institut. Zeller ist ein Zögling Pestalozzis, aber er hat die
Methode bedeutend verändert und verbessert. Er hat die Schul-
lehrer in der Schweiz und Schwaben an mehreren Orten unterrichtet
und seine Bemühungen hatten dort den günstigsten Fortgang gehabt.
Er ist noch vor meiner Zeit hierher berufen worden, um hier ein
Erziehungsinstitut zu gründen, das zugleich zum Muster dienen
kann, und wohin man Prediger und Schullehrer berufen wird, um
sich in der Methode zu üben. Er kam im Julius hier an, und da
ich die Sache für gut halte, so habe ich mich ihrer so tätig
angenommen, daß im September schon das Institut anfing. Welche
Fortschritte es seitdem gemacht hat, ist unglaublich. Du mußt
nur denken, daß Zeller 30 Kinder, alle oder fast alle vater- und
mutterlose Waisen, geradezu von der Straße genommen hat. Sie
führten sich anfangs noch wie die kleinen Schweine auf, und jetzt,
also nach zehn Wochen, sind sie musterhaft reinlich, ordentlich
manierlich, lösen mathematische Aufgaben, machen im Kopf Rechen-
exempel, die man ihnen mit Mühe nachmacht und singen vier-
stimmige Choräle mit großer Richtigkeit. Dabei sind alle fröhlich,
es wird in dem Institut nie geschlagen, aber es herrscht eine solche
Aufsicht der Lehrer und der Kinder selbst, eins auf das andere,
daß Anordnungen fast unmöglich werden.
Nichts ist so bewundernswürdig, als der Unterricht in der
Musik. Es wird gar kein Instrument gebraucht. Die Kinder lernen
stufenweise erst die rhythmischen, dann die melodischen Verhältnisse,
Ohr und Stimme werden zugleich geübt, und es ist unmöglich, daß

———
*) Vgl. S. 135. — **) Vgl. S. 251.

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