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[ Band 3 Brief 64: Humboldt an Caroline Königsberg, 14. April 1809 ]
Land etwas hübscher, höhere Hügel, mehr Laubholz und viel Seen und Wasser. Das Meer sieht man nicht, bloß das Dass, das noch ganz in Eis starrt. Dohna ist gleich eine viertel Stunde nach meiner Ankunft bei mir gewesen. Er ist gut wie ein Kind und hat eine kindische Freude mich zu sehen. Ich habe ihm versprechen müssen, immer bei ihm zu essen, was ich gern tue. Prinz Wilhelm *) (die Frau sah ich noch nicht) und Radziwills **) waren auch sehr artig. Den König habe ich noch nicht gesehen. Die alte Voß ***) ist indigniert über diese Residenz. Sie hat mir ausdrücklich gesagt, Dir zu schreiben, daß Du ja nicht aus Rom in diese Hundekälte kommen möchtest. Für meine Geschäfte war die Reise hierher so nötig, daß ich schon alle diese Schrecklichkeiten ertragen muß. Dann weißt Du, daß ich mich leichter durchwinde. Die Sehnsucht nach Dir, mein teures, süßes Herz, ist ja von jedem Ort aus gleich. Aber Dein Bild ist auch hier schon auf meinem Schreibtisch. Das Arme! muß so durch Schnee und Eis reisen, und die unschuldigen kleinen Mädchen stehen immer mit ihren Blumen ordentlich rührend da. Von Theodor so weit zu sein, tut mir mehr leid, als ich glaubte. Teurer ist es hier unendlich, viel mehr als in Berlin. Allein ich werde in den Wochen, die ich hier bin, doch nicht viel ausgeben. Quartier und Essen kosten mich nichts, denn das Quartier muß mir die Stadt geben. Ich werde gleich jetzt das mir angewiesene be- sehen. Es soll ganz hübsch sein, Generalleutnant Tauentzien hat darin gewohnt. Die Post geht hier auf eine lächerliche Weise, des Morgens um ——— *) Prinz Wilhelm, Bruder Friedrich Wilhelms III., dessen Gemahlin Marianne, Prinzessin von Hessen-Homburg, eine Schwester der Fürstin von Rudolstadt war. **) Fürst Anton Radziwill hatte Prinzessin Luise von Preußen, eine Tochter des Prinzen Ferdinand zur Gemahlin. Siehe S. 81. ***) Siehe S. 38. 135