< zurück Inhalt vor >
[ Band 3 Brief 120: Humboldt an Caroline Memel, 5. Oktober 1809 ]
keine angenehmen. Aber davon nur zwei Worte. Meine Lage muß und wird vermutlich zu einer Krise kommen. Es ist kaum möglich, mit Ehren zu bleiben. Ich werde jetzt unendlich arbeiten, der Sache irgend eine Wendung zu geben. Prinzessin Solms *) ist während meiner Reise angekommen, und ich hoffe sie oft zu sehen. Was ich tun kann, liebe, holde Seele, tue ich gewiß. Allein am Ende gehen Grundsätze und Ehre über alles, und ich weiß, daß Du Vertrauen zu mir hast und mich billigst. Verlasse ich meinen jetzigen Posten und komme ins Gesandtenleben zurück, so verkaufe ich auch Tegel und sage diesem Lande auf ewig Lebewohl. Es ist und bleibt schrecklich. Auch die Geldgeschäfte gelingen nicht nach Wunsch, doch macht mir das alles nicht eigentlich Sorge. Ich habe Kraft und Tätigkeit, und Geschick gibt mir leicht jede neue Lage. Ich bleibe heiter, und die Achtung und Liebe der Menschen ist für mich und nicht für die andern. Umarme die Kinder, denke recht oft an mich, ich bitte Dich recht herzlich, und rechne ewig auf meine innigste und herzlichste Liebe. Mit ungestillter Sehnsucht Dein H. 121. Humboldt an Caroline Königsberg, 10. Oktober 1809 Ich bin seit vorgestern abend wieder hier, und Dein liebes Bild hat mich sehr freundlich empfangen. Ich hätte es sehr gern mitgenommen, allein, da ich so oft andere Nachtquartiere hatte, wäre es leicht beschädigt worden. Die Zeich- ——— *) Schwester der Königin Luise, Friederike, geb. 1778, † 1841 als Königin von Hannover. 251