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[   Band 3 Brief 41:    Humboldt an Caroline    Berlin, 4. Februar 1809   ]


41. Humboldt an Caroline                  Berlin, 4. Februar 1809

Meine frohen Hoffnungen, liebe Li, sind größtenteils ver-
schwunden. Ich werde genötigt sein, hier zu bleiben.
Meine Antwort an den König auf seinen Antrag ist in
Deinen Händen. Darauf habe ich zwei Briefe von Dohna und
Goltz *) bekommen. Den von Goltz schicke ich Dir ganz in Ab-
schrift, weil ich jemand hatte, der ihn abschrieb, ohne ihn zu ver-
stehen. Für Dohnas deutschen war ich nicht in demselben Fall,
und Du mußt mir verzeihen, daß ich nicht Zeit habe, ihn ganz ab-
zuschreiben. Ich schreibe Dir also nur die Hauptstelle ab:
»Graf Goltz hat mir von Deinen Äußerungen gegen ihn
Mitteilung gemacht, wir sind beide darüber einig, daß dem König
gleich nach seiner Rückkehr angezeigt werden muß, welches Opfer
Du durch Annahme dieser Stelle bringst, daß zugleich darauf ge-
drungen wird, daß Deinem Wunsche gemäß einstweilen die Stelle
in Rom unbesetzt bleibt, daß man Dich ferner als zum auswärtigen
Departement gehörig betrachten und bei entstehenden Vakanzen
bedeutender Gesandtschaftsposten befragen muß, ob Du dieselben an-
zunehmen geneigt bist, daß aber auf Deine Annahme des Postens
als Chef des öffentlichen Unterrichts und Kultus gedrungen werden
muß.«
Der übrige Teil des Briefes enthält Freundschaftsver-
sicherungen und Beschwörungen, das Opfer zu bringen und an-
zunehmen. Hiernach liegt also die Sache so, daß der König weiter
in mich dringen wird. Das Schlimme besteht darin, daß geradezu
und schlechthin kein Mensch außer mir da ist, und daß das so
allgemeine Überzeugung ist, daß auch unbedeutende Menschen dies
geradezu sagen. Hier braucht man Menschen, es können Krisen
kommen und sind vielleicht vor der Tür, wo das Bedürfnis un-

———
*) Siehe S. 17 und 19.

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