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[   Band 2 Brief 76:    Humboldt an Caroline    Rom, 6. Junius 1804   ]


Haeftens *) und Wilhelms Tod, die er durch einen Brief erfahren
hat. Er schreibt sehr gerührt, doch in seiner Art An die Haeften
einen Brief, französisch, von dem sie kein Wort verstehen kann,
und in dem weit mehr von den Meinungen der Griechen und sogar
der Juden (die besonders zu Ehren kommen) über Tod und Un-
sterblichkeit steht, als von ihrem armen verstorbenen Mann und
den Kindern. Man kommt der Natur, sieht man daraus, nicht
näher, wenn man aus der zivilisierten Welt herausgeht. Mir schreibt
er übrigens von ihr: »la Haeften se marierait-elle de nouveau?
Je n’en doute pas (es wäre doch der dritte Mann!) et je le
souhaite beaucoup. Je ne l’épouserais pas d’ailleurs.«
Adieu. Umarme die Kinder und grüße Kohlrausch.
Gestern waren nur sechs Menschen bei meinem Tee. Die
Künstler verlassen mich ganz. Ich lasse es hingehn. Man spricht
ruhiger. Das Volk zu bändigen, brauche ich notwendig auch Dich.


77. Caroline an Humboldt                   Mainz, 7. Junius 1804

Tausendmal bitte ich Dich um Verzeihung, mein geliebtes
Herz, Dir die vorige Woche nicht geschrieben zu haben.
Durch eine fatale Kombination von Umständen fügte es
sich so, daß ich den Posttag in Weimar versäumte, und seitdem
war ich immer auf der Heerstraße. Ich bin den 28. Mai von
Burgörner abgereist und kam selbigen Tages bis Auerstedt; zwischen
Auerstedt und Naumburg kam mir Kohlrausch entgegen, der schon
seit dem 26. in Weimar war, und es war ein rührender Moment,
wie er uns alle wiederfand. Unsere ersten Worte waren: »Wäre
Humboldt jetzt auch da und die kleinen Mädchen!« Dienstag waren

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*) Vgl. S. 70 und 72.

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