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[   Band 2 Brief 35:    Humboldt an Caroline    Berlin, 23. Mai 1797   ]


weil er zugleich so groß und so einfach ist. Dann hast Du eine
solche Liebe für die Sache gewonnen, daß mich das von neuem dazu
anfeuert. Darum bin ich auch in mir gewiß, daß er dennoch und
immer doch bald zustande kommt. Nur diese Zeit ist und bleibt
freilich unwiederbringlich verloren.
Gentz hat ihn jetzt auch gelesen. Er hat auch auf ihn einen
tiefen Eindruck gemacht, und so sehr er sonst dawider zu sein pflegt,
daß ich Arbeiten dieser Art unternehme, so scheint er doch mit dieser
versöhnt. Brinkmann hat ihn auch bei sich gehabt, er ist aber so
zerstreut in tausenderlei Gesellschaften jetzt, daß er ihn noch nicht
einmal ganz gelesen hat.
Von Goethe habe ich gestern einen Brief gehabt. Er schreibt
äußerst freundlich und schickt mir noch einige Änderungen zu seinem
Gedicht. Am Ende des Briefs schreibt er von den Unruhen in Italien
und zugleich von unsren Wanderungen (also von seiner und unsrer)
daselbst, zwar in seinen gewöhnlichen umständlichen und unbestimmten
Phrasen, aber doch so, daß man sieht, er hat den Gedanken dazu
noch nicht ganz fahren lassen. Es wäre überaus hübsch, ihm dort
zu begegnen.
Umarme die Kinder und lebe herzlich wohl.    Humboldt.


36. Caroline an Humboldt      [Jena], 26. Mai 1797

Mit uns hier geht es ganz leidlich. Alexander, Loden *) und
Haeften reisen morgen nach Rudolstadt und kommen
Sonntag abend wieder. Loden nimmt viele Präparate
und Leichname mit und will von den 24 Stunden des Tages 12
lesen. Alexander ist trostlos, daß das Geld von Rosenstiel nicht

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*) Loden hielt in Jena 1795 Vorträge über Anatomie, die auch Goethe
besuchte.

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