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[   Band 1 Brief 134:    Humboldt an Caroline    [Berlin], Mittwoch, 23. Februar 1791   ]


Aber fern bin ich von Dir, und einsam fließen meine Tränen.
Nimm sie, die armen Kinder sehnender Liebe, nimm sie, einziges
Wesen!


135. Humboldt an Caroline    [Berlin], Sonntag abend,
                                     27. Februar 1791

Du schriebst mir neulich von Graf Bernstorff *) und wünschtest,
er möchte mir ein lieber Umgang werden. Das hat sich
nicht so gemacht, und konnte nicht leicht. Er hat doch
nicht Geist, selbst nicht Bildung genug. Gern gesteh ich’s Dir
überhaupt, ich werde wohl nie einen Mann finden, mit dem mein
ganzes Wesen übereinstimmt. Sehr gut kann ich an einzelnen
einzelnes genießen, aber mehr ist mir nicht möglich. Über Brink-
mann **) urteilst Du sehr richtig. Auch war ich nie vertraut mit
ihm. Aber weil er sich sehr an mich hing, in sich nicht glücklich
war und doch immer in nicht gewöhnlichem Grade Geist und
Charakter besaß, so band mich das an ihn, dazu kamen noch äußere
Verhältnisse, eine Menge gemeinschaftlicher Gesellschaften. Mit
einem weit interessanteren Menschen leb ich jetzt. Er heißt Gentz ***)
und ist ein paar Jahre älter als ich. Die Art, wie wir zusammen-
kamen und wie wir jetzt zusammen sind, ist zu sonderbar, als daß ich
Li nicht ein Wort davon sagen sollte. Wird Li mich geduldig an-
hören? Ich sah ihn zuerst bei Hagens, gleich als ich herkam.
Aber weil mich die Menschen nicht anzogen, die ich da sah, sprach
ich immer mit Jetten, Brendel, höchstens Brinkmann. Gentz konnte
mir, trotz inniger Mühe, die er sich gab, kein Wort entreißen und
hielt mich für ungeheuer stolz. Diesen Sommer brachte mich Brink-

———
*) Graf Christian Bernstorff, nachmaliger preußischer Minister des
Auswärtigen. — **) Vgl. S. 180. — ***) Vgl. S. 354, 391.

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