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[ Band 1 Brief 118: Caroline an Humboldt [Erfurt], 21. Januar 1791, abends ]
einander halten kannst. Ich denke, nach den Preisen, die hier die Sachen haben, ist er nicht ganz unbrauchbar. Du kannst Dir das Kind nicht denken, wenn es rechnet — sollst es schon noch mehr in solchen ehrbaren Beschäftigungen sehen. — Ei freilich, mit Mama ist die Korrespondenz nun auf einen rechten zärtlichen Fuß etabliert. — Warum Du Kunth nicht gleich Deinen Brouillon hinüberschickst? Ich habe Kies *) letztens den Zusammenhang dieser Dinge geschrieben. Ja apropos von Kies, er hat mir letztens mit dem Shawl — der die Bewunderung der ganzen hiesigen Welt macht — einen Brief geschrieben, der mir bang vor seinen Verstand macht. Ich fürchte, er verschraubt sich, und es schnappt wo über. Alexander hat gar viel Schönes in sich, aber es fehlt seinem ganzen Wesen an Grazie, an der Feinheit, die man nicht durch den Um- gang erwirbt, aber die sich in allem ausdrückt, weil sie von innen kommt. Ich möchte, er lebte einige Zeit mit Dir. Wem ist sie so eigen, diese Feinheit, diese Grazie der Seele, als Dir? — Über- dies wird auf Alexandern nie etwas großen Einfluß haben, als was von Männern kommt; ich glaube, die Zeit wird es bestätigen. Du hast mir lang nichts gesagt von der kleinen Goltz **), das arme Mädchen! Wenn sie Dich nun ganz verliert, wie wird’s ihr da sein. Ich denke oft an sie, und sie tut mir immer so weh. Ach, wenn ich nicht hier bliebe, ich weiß nicht, was aus Dominikus ***) würde. Er ist oft so schmerzlich bewegt, ich fühle ganz seine zer- rissene Seele und kann doch nichts. Mein Kopf findet so manch- mal keinen Ausweg, keinen Gedanken des Trostes für ihn. Ich laß ihn nächstens einmal zu mir kommen, wenn ich allein bin, denn ich sehe nun wohl, seine Ruhe ist momentane Betäubung oder Erschlaffung. Aus beiden entsteht nichts Gutes. Aber jetzt kann ich’s leider nicht, wo er’s vielleicht sehr bedürfte. Madame ist die Treppe heruntergefallen und hat sich einen Fuß so beschädigt, daß ——— *) Alexander v. Humboldt. — **) Vgl. S. 118. — **) Vgl. S. 236. 372