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[ Band 7 Brief 151: Humboldt an Caroline Jena, 17. Dezember 1826 ]
schreiben, welchen wahrhaft großen, ruhigen und klaren Geist und festen Charakter sie haben soll. Das Verhältnis zwischen Prinz Karl und der Prinzessin Marie ist, nach aller Versicherung, so zärtlich und natürlich, wie man es nur je wünschen könnte. Scheidler, von dem ich Dir sagte, daß er auch heute bei Carolinen war, ist ein Philosoph. Er hat die letzten Kriege mitge- macht und ist von den Erkältungen, die er sich zugezogen, so gänzlich taub geworden, daß er schlechterdings nur mittelst einer Maschine hört. Er ist lebendig und geistvoll und unterrichtet Emilien im Schachspiel. Er ist dabei ein sehr hübscher und noch junger Mensch. Er ist ein Schwager Spohrs *). Er liebt leidenschaftlich die Musik, und jetzt, wo er sie gar nicht mehr hören kann, liest er noch mit großer Freude die bloßen geschriebenen Noten. Ich selbst war heute früh den ganzen Morgen auf den Beinen, bei dem Präsidenten Motz, bei Ziegesar, bei dem Hofrat Laden, der eine deutsche Geschichte schreibt, die viel Aufsehen macht, und bei dem alten Knebel **), vorzüglich lange aber auf der Bibliothek mit dem Professor Göttling, einem Sohn des Chemikers, der zu unserer Zeit hier lebte. Ich habe nämlich eine Abschrift einer amerikanischen Grammatik, die hier auf der Bibliothek ist, und in dieser Abschrift sind Schreibfehler. Ich will sie also hier noch einmal vergleichen und verbessern. Neben meinem Zweck, Carolinen hier zu sehen, war dies vorzüglich meine Absicht bei meinem Hier- hergehen. Ich habe zufällig noch eine amerikanische Grammatik hier gefunden, die zwar nicht sehr wichtig ist, die ich aber doch bisher nicht kannte. Knebel ist, denke ich, 84 Jahre alt, aber noch äußerst rüstig. ——— *) Ludwig Spohr, geb. 1784, † 1859, Violinspieler und Komponist, war mit der Harfenvirtuosin Dorette Scheidler verheiratet. **) Karl Ludw. v. Knebel, geb. 1744, † 1834, der bekannte Freund des Weimarschen Musenhofs. Vgl. Bd. III, S. 64. 289