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[   Band 7 Brief 151:    Humboldt an Caroline    Jena, 17. Dezember 1826   ]


Er hat eigentlich einen hübschen alten Kopf. Er wohnt, vermut-
lich auch der Aussicht wegen, in einer Bodenstube, geht aber im
Sommer noch hinunter in den Garten. Er dichtet auch noch und
ist in seinem Wesen wie sonst.
Alexander ist hier wie ein Meteor gestern vor acht Tagen
durchgegangen. Er kam eigentlich schon Sonnabend abend an,
aber zu spät, um jemand zu sehn. Sonntag hat er bei Carolinen
gegessen, alle öffentlichen Anstalten besucht, besonders das Minera-
lienkabinett besehen, viele Professoren und Knebel besucht, und
alles in Bewunderung und Freude zurückgelassen. Montag früh
ist er nach Weimar gegangen und dort bis Donnerstag früh ge-
blieben. Goethen soll er ganz verjüngt haben, und der Großherzog
hat ihn nicht aus den Händen gelassen.
Der Kontrakt zwischen Schillers Erben und Cotta ist nun
abgeschlossen. Cotta gibt 70000 Taler in Terminen, von denen
der letzte 1833 ist. Er kriegt dafür das Recht, die Schillerschen
Schriften allein herauszugeben auf 25 Jahre von 1827 an. Das
Geld, was er den Schillerschen Kindern nach und nach vorgeschossen
hatte und das er auf 12000 Taler berechnet, geht in den Kauf,
und er leistet Verzicht auf die Rückzahlung und gibt die 70000
Taler außerdem. Sonderbar genug ist es, daß in dem Kontrakt
meine Briefe an Schiller ausdrücklich mit verkauft sind. Ich werde
sie indes erst sehen und streichen, was nicht zu drucken ist. Der
General Wolzogen hat sie jetzt und läßt sie abschreiben, um sie
mir dann zu schicken. Diese Operation des Abschreibens hätte man
nun wohl verschieben können, bis ich die Briefe durchgesehen hatte.
Ich bin aber über solche Dinge zu gleichgültig, um sie übel zu
deuten, wo sie doch auch nicht übel gemeint sind. Offenbar ist es
nur immer, daß bei Gelegenheit Wolfs und Schillers unsere Bio-
graphie bei lebendigem Leibe mit erscheint. Ich fürchte nur, daß
meine Briefe an Schiller die Bekanntmachung nur sehr teilweise

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