< zurück      Inhalt      vor >                                          
[   Band 5 Brief 186:    Humboldt an Caroline    Cöln, 15. September 1817   ]


Krusemarck empfing mich mit vieler Herzlichkeit. Der kleine Jacobi
ist wie immer und seine Frau ebenso dick wie er. Sie freuten sich
aber sehr, mich zu sehen.
Die Nacht vom 13. zum 14. blieben wir in St. Goar. Ich
hatte auch im Jahr 88 dort übernachtet. Es ist eine Aussicht aus
den Fenstern, wie man sie selten hat. Der Rhein ruht wie ein mäch-
tiger See von Felsen eingeschlossen, und darüber standen alle Gestirne,
im Abend wetterleuchtete es und übrigens eine wahre Sommerluft.
In Coblenz kamen wir gestern früh um 10 Uhr an. Ingers-
leben empfing mich mit vieler Herzlichkeit und bat Bülow und
mich zum Essen. Das Bedauern, daß ich nach London gehe, ist
allgemein und das ewige Gespräch. Müffling *), der General, hat
mir ganz ehrlich versichert, daß kein noch so kleiner Ort sei, wo man
nicht davon spräche, und das alles seit dem Staatsrat. Es ist
nicht zu leugnen, daß mir der eine große vogue gegeben hat.
Der Kronprinz hat auf fast unglaubliche Art alle Herzen
gewonnen. Ganz gemeine Leute haben mir davon erzählt. Der
König ist sehr schnell vom 8. bis 12. durch die Rheinprovinzen
gegangen, ich habe ihn natürlich nicht gesehen. Er soll aber
freundlich und heiter und vollkommen gesund gewesen sein. Er
wünschte den Staatskanzler heute in Münster zu sehen. Ich zweifle
aber, daß diesem seine Gesundheit erlaubt haben wird, dahin zu
kommen.  


187. Humboldt an Caroline                Brüssel, 21. September 1817

Wir sind gestern morgen hier angekommen, liebe Li, und ver-
weilen hier einige Tage, da der Hof noch hier ist, und
wir nun nicht nach dem Haag zu gehen brauchen.
Den Tag in Aachen hatte ich viel Besuche, einige in Geschäften.

———
*) Vgl. S. 101.

                                                                       395