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[   Band 5 Brief 180:    Humboldt an Caroline    Frankfurt, 24. August 1817   ]


180. Humboldt an Caroline                  Frankfurt, 24. August 1817

Ich sitze wieder, liebe Li, an dem großen weißen Tisch und
in der Stube, in der ich Dir so oft und mit so tiefer
Sehnsucht geschrieben habe. Wir haben die große Idee
gehabt, gleich vor dem Mohrengarten, wie vor unserm angestamm-
ten Hause, vorzufahren und haben glücklicherweise den Sommerpa-
villon leer gefunden. Ich wohne wieder im ersten Stock, Bülow
im zweiten, wo er den Verstand gehabt hat, sich die Stube aus-
zuwählen, in der Gabrielchen wohnte, weshalb ich ihn schon heute
geneckt habe, meinen Tisch habe ich bekommen und auch der Koch
hat sich eingefunden.
Hier kamen wir gestern um 7 an und aßen den Mittag ganz
allein, recht gut, aber sehr einfach, bei Goltzens. Sie waren äußerst
liebenswürdig und haben uns sehr gebeten, alle Tage dort zu essen,
was wir aber nicht tun. Die Goltzen *) hat sich hier äußerst
human betragen, ist sogar mit Fräulein Saaling **) zu großem
Aufsehen aller hiesigen im Theater gewesen. Man lobt sie also
in beiden Testamenten. Weiter bringt es kein Mensch.

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Daß der König in Paris ist, daß er mit Alexander im
Panorama von London gewesen, daß er zwei Stunden nach seiner
Ankunft die Varietés besucht und beim König ***) gegessen hat, alles
das könntest Du wissen, wenn Du Zeitungen läsest. Aber Du
unendlich glückliches Kind bist von allen Zeitungen frei. Es muß
ein himmlisches Leben in Lacco sein, nur von den grünen Wein-
bergen um, und dem blauen Himmel über einem und von sich selbst
zu wissen. Könnt ich nur mit Dir dort sein! So abgeschieden

———
*) Vgl. S. 122.
**) Marianne Saaling, eine zur Zeit des Wiener Kongresses durch
Geist und Schönheit gleich ausgezeichnete Jüdin.
***) Ludwig XVIII.

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