< zurück Inhalt vor >
[ Band 5 Brief 145: Humboldt an Caroline Berlin, 12. Mai 1817 ]
Sack *), Ladenberg **), Rother und mir besteht und beim Kanzler und unter seinem Vorsitz sich versammelt. In dieser ist ein neuer Ausschuß ernannt, der eigentlich das Geschäft machen soll, und in dem Schön, Klewitz ***), Ladenberg und ich sind. So komme ich also immer tiefer hinein, was mir indes recht lieb schon darum ist, weil ich sehr viel bei diesen Arbeiten von Dingen lerne, die mir bisher nicht bekannt waren. Der Kanzler sieht selbst jetzt ein, daß er vor der Mitte des Junius nicht wird von hier weggehen können. Kommt kein außer- ordentlicher Vor- oder Einfall, so gehe ich doch nach London. Indes braucht mich der bekannte Palästinasche Fluß als eine Art schwarzer Mann. Neulich bei einer im Departement vorgefallenen Unordnung hat er den Leuten gesagt, er wolle sich nicht ärgern, aber sie möchten nur warten, wenn ich käme, ich würde andere Ordnung halten. Es ist sehr sonderbar, daß man mich für so streng hält, da nicht leicht jemand so gutmütig und nachsichtig mit den Leuten umgeht, und noch närrischer ist es, daß man so über mich verspielt. Ich habe sehr lachen müssen. Trotz dieser angeb- lichen Strenge werde ich gewiß mehr geliebt sein. Der Calembour mit dem Jordan wird nun fortgesetzt. Man sagt jetzt: Ich würde doch hinüberkommen, weil er anfinge, sehr seicht zu werden. Es ist mir unendlich einsam, mein innig und ewiggeliebtes Herz, und eine unnennbare Sehnsucht treibt mich oft um, daß ich still und in mich gekehrt mitten unter den Menschen bin. Wenn es Dir aber nur wohl geht, und Du Dich glücklich fühlst im schönen Lande. Wieder zusammen kommen wir gewiß, und diese Wiedervereinigung gibt uns ja immer auch wieder dasselbe Glück. ——— *) Vgl. S. 169. **) Philipp v. Ladenberg, geb. 1769, † 1847, wurde 1817 Chef der Generalkontrolle der Finanzen. 1837 bis 1842 Staatsminister. ***) W. A. v. Klewitz, geb. 1760, † 1835. 1817 bis 1824 Finanzminister. 307