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[ Band 5 Brief 73: Humboldt an Caroline Frankfurt, 19. Januar 1816 ]
Dies enthält die Statuten des Falkenordens mit den Ordenszeichen, so daß Du mich nur brauchst darunter malen zu lassen, um genau zu wissen, wie ich als Ritter der Wachsamkeit aussehe. Der Pappenheim ist des Kanzlers Schwiegersohn, ein guter harmloser Mensch, er hat die bekannten 9000 Seelen bekommen und möchte nun gern wissen, wo ihre Körper wären. Er hofft mich dazu brauchen zu können und ist mir sehr ergeben. So oft Kuriere gehen, schreibe mir ja über die öffentlichen Dinge in Berlin. Es urteilt niemand so gut darüber als Du, und diese Gelegenheiten sind sicher. Mir will es gar nicht gefallen. Ich weiß nur die Fakta, aber ich reihe sie mir so zusammen, wie es mich nicht anspricht. Schmalz’ Orden, das Verbot des »Merkur«, worüber die Kabinettsorder damit schließt, daß man ein Gesetz über die Preßfreiheit machen will (wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist), und das freilich noch nicht gewisse Gerücht, daß Ingersleben nach Aachen an Sacks *) Stelle kommen würde. Alles dreies scheint mir das anfangende Übergewicht einer Partei zu be- weisen, mit der ich nie in Übereinstimmung sein werde; ist das wirklich so, so bleibe ich, solange ich noch diene, wie es auch kommen möge, in Paris oder außer Berlin. Die Nachricht vom »Merkur« schrieb mir der Kanzler. Ich habe nichts darauf erwidert; ich kann die Maßregel (die übrigens an Ort und Stelle so ungeschickt ausgeführt worden ist, daß man den Drucker ohne alle Not verhaftet hat) nicht billigen und glaube, daß auch der Kanzler nur im Gewühl der Geschäfte dazu vermocht worden ist, ich mag aber den Mann, den ich ehre und liebe, und dem mein Urteil nicht gleichgültig ist, nicht kränken. Gerade als ich den Brief bekam, hatte ich einen Bericht gemacht, um Abschaffung aller Zensur vorzuschlagen. Ich habe ihn auch abgehen lassen. Hörst Du nicht davon, so rede nicht davon. Wozu sich rühmen? ——— *) Oberpräsident der Rheinprovinz, geb. 1764, † 1831. 169