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[ Band 5 Brief 132: Humboldt an Caroline Frankfurt, 14. Julius 1816 ]
weißt vermutlich schon, daß sein Weggehen doch im Grunde ein gänzliches ist. Denn es ist nicht der nach ihm hier älteste General bloß zu seinem Stellvertreter, sondern Hake *) zu seinem definitiven Nachfolger ernannt worden. Obgleich er mit seinem Zurückziehen zufrieden scheint, ist er doch darüber (unter uns) mißvergnügt, und seine Ankunft in dortiger Gegend möchte nicht allen erwünscht sein. Man tut sehr Unrecht, wenn man nicht sogar viel an- wendet, um ihn hierher zurückzubringen. Er hatte allgemeine Liebe, die seines Nachfolgers kaltes, engherziges Wesen sich nicht erwerben wird. Ich höre von Gneisenau, der über Berlin sehr gut unterrichtet scheint, daß man schon dort sagt, daß Hatzfeld **) darauf ausgeht, Minister der Auswärtigen Angelegenheiten zu werden. Ich glaube es nicht, allein schon das Sagen ist sehr stark. Daß diese Sache etwas zu bedeuten hat, ist sehr gewiß. Es ist dabei heilig nicht bloß auf die Stelle im Haag abgesehen. Daß Du mir sagst, daß die Sache durch eine dem Staatskanzler geschickte Kabinettsorder geschehen ist, tut mir noch mehr leid. Es beweist, was ich längst glaubte, daß der König nicht mehr wie sonst über ihn denkt, und daß er erlaubt, daß neben und gegen ihn gehandelt wird. Davon habe ich mehr Beispiele. Erst heute habe ich einen Brief von Kettelhodt bekommen, der mir auch unglaubliche Dinge schreibt. Ich schicke Dir den Brief, verbrenne ihn, wenn Du ihn gelesen hast. Wie ist es möglich, daß der Staatskanzler entweder im Namen des Königs so etwas zusagt, oder daß er, wenn der König ihn wirklich autorisiert hat, leidet, daß man zurückgeht? Das nimmt allen Glauben. Überhaupt sinkt die Achtung Preußens auf eine furchtbare Weise, und was man auch einzeln tun mag, kann man ——— *) Karl Georg Albrecht Ernst v. Hake, geb. 1768, † 1835. Von 1819 bis 1833 Kriegsminister. **) Vgl. S. 260. 282