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[ Band 5 Brief 75: Humboldt an Caroline Frankfurt, 22. Januar 1816 ]
Dingen die Hände hat bieten müssen, und noch mehr, wenn er es gewissermaßen aus eigener Überzeugung getan hat. Heute hören wir hier, und die Sache scheint gewiß, daß Ingersleben wirklich Oberpräsident am Rhein wird, und zwar seinen Sitz in Coblenz nehmen und Coblenz, Trier und Aachen beherrschen soll. Es läßt sich darüber weiter nichts sagen, es ist das letzte, was geschehen konnte, um alles niederzuschlagen, und zeigt den Sieg einer Clique an, der man durch blutige Jahre entgangen zu sein glaubte. Auf Gneisenau wird diese Nachricht einen sehr bösen Eindruck machen, und ich stehe nicht dafür, daß er nicht seinen Abschied fordert. Clausewitz *), den er mir wegen der Luxemburgischen Sache geschickt hat, ist hier, und ich habe viel mit ihm darüber gesprochen. Ich fürchte von dem allen nicht gerade bestimmtes und sicheres Unglück, obgleich man auch dafür nicht einmal einstehen kann. Allein das Schlimme und wahrhaft Traurige ist, daß Preußen ein außeror- dentliches Beispiel in Deutschland und Europa geben konnte, und daß in Preußen selbst Stoff zu dem Besten und Kräftigsten war. Dies wird nun mit Füßen getreten und von sich gestoßen, wenn die Menschen, denen man die neusten Maßregeln zuschreiben muß, wirklich Einfluß behalten. Ich rede gewiß mehr wie ein anderer mit Unparteilichkeit davon; denn meine Privatplane können mit diesen Dingen in gar keine Kollision kommen. Ich diene wahrhaftig nicht zu meinem Vergnügen und meinem Nutzen, und es gibt darin auf Erden nichts Beweglicheres als mich. Auch wenn ich dienen bleibe, werde ich immer meine Stelle finden, wie ich sie bis jetzt gefunden habe, und werde, wie bisher, schon ohne Aufsehen da herauszutreten wissen, wo es mir nicht wohl werden kann. Aber es ist für das Ganze, das man nicht gern herabsinken sieht. Im Hause leben wir sehr heiter und vergnügt. Ich habe außer Flemming und Boisdeslandes noch einen Herrn v. Bülow, ——— *) Vgl. S. 45. 173