< zurück Inhalt vor >
[ Band 5 Brief 22: Humboldt an Caroline Paris, 29. August 1815 ]
Österreicher noch nicht ist. Diesen Neid mußte man durch ein recht stilles und gemäßigtes Betragen niederschlagen. Das ist nicht ge- schehen. Was ich da sage, sage ich nicht von mir allein. Bülow *) Zieten **), Clausewitz ***) reden ebenso. Auf der anderen Seite ehre und achte ich gar sehr Blüchers Ansicht und die derer, die ihn umgeben, und teile sie selbst. Es wird allerdings jetzt oft diplomatisch verdorben, was gut erstritten ist, und auch diesmal wird Frankreich viel zu gut davonkommen. Allein diese wahrhaft gute Sache hätte nach dem Siegen durch die Armee und den Impuls des Hauptquartiers anders gefördert werden können und müssen als durch ein störrisches Befolgen eines entgegengesetzten und auch irrigen Systems. Um auf seinen Brief zurückzukommen, so sehe ich nicht, wie der König und der österreichische Kaiser erkannt haben, daß er ganz recht habe. Wenigstens ist nichts danach geschehen. Was er bewirkt für die Armee nennt, möchte ich schon wahr wissen. Er hat allerdings die Sachen ausgeschrieben und Gewalt an einigen Orten, wo sie nicht einkamen, ausgeübt. Allein es hat bis jetzt nur, was ich Dir sage, gefruchtet, da die Bekleidung der Armee gewiß 40 Millionen erfordert. Erst durch den Kanzler kommt jetzt ein Arrangement darüber zustande. Die 100 Millionen werden, wie man sie hier ausgeschrieben hat, nie einkommen. Man fing es schon darin verkehrt an, daß man nicht einmal Wellington fragte, der doch das gleiche Recht hatte. Hätte man 25 statt 100 gefordert, so hätte man sie, jetzt hat man nichts. Blücher ist ein trefflicher Mann, gegen den ich nichts zu sagen gemeint bin, Grolman in andrer Art auch. Allein ihre Ansicht ——— *) Friedrich Wilhelm v. Bülow, seit 1814 Graf von Dennewitz, geb. 1755, † 1816. **) Hans Graf v. Zieten, geb. 1770, † 1848 als Generalfeldmarschall. ***) Karl v. Clausewitz, geb. 1770, † 1841. General. 45