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[ Band 5 Brief 73: Humboldt an Caroline Frankfurt, 19. Januar 1816 ]
Da es gar keinem Zweifel unterworfen ist, daß wir nach Paris gehen, so weiß ich nicht, liebes Kind, warum wir sollten länger warten, unsere Sachen dorthin zu schicken. Ich bitte Dich also von jetzt an, dazu Anstalt zu machen . . . Von hier kostet der Zentner bis Paris 14—18 Franken. Bei dieser Gelegenheit fallen mir unsere Sachen in Rom ein. Alle Frag- mente von Statuen, Büsten und so fort lassen wir doch, nicht wahr, trotz unserer Abwesenheit nach Berlin kommen? Es ist zwar wahr, daß sie Frankreich vorbeischiffen, aber Paris scheint mir für eine solche Last nicht sicher genug . . . Ich bitte Dich, liebes Kind, diese ganze Sache recht sorgfältig und mit großer Vorsicht zu behandeln, da sie wirklich wichtig ist, so leid es mir tut, Dir wieder mit Packen Mühe zu machen. Noch muß ich Dir sagen, daß die Zölle außer der Fracht bezahlt werden. Wenn Du nicht über Frankfurt gehen lässest, mußt Du mir gehörige Zeit vorher den Abgang melden. Wenn Du Sachen hierher schickst, so hätte ich unendlich gern Dein Bild von Schick *), teures Kind. Ich ließe es dann hier doch noch auspacken. Es fehlt mir sehr. Aber Dein anderes steht dos à dos mit der Zeichnung der Kleinen, und Tags sind die Kleinen im An- gesicht, sobald ich abends wie immer allein zu Hause bin, drehe ich es um, und dann herrschest Du bis zum Morgen. Da ich nie vor 1 Uhr zu Bett gehe, sind das die hübschesten, stillsten Stunden. Es wäre mir auch lieber gewesen, wenn der Papst uns eine Antike gegeben hätte, allein ich begreife, daß er das nicht konnte. Eine gute war es schwer wegzugeben, und eine mittelmäßige wäre nicht einmal anständig gewesen. Deine Sehnsucht nach Rom be- greife ich wohl, Du armes Kind, und gewiß sollst Du noch die Gräber am Testaccio sehen. Sogar für mich rechne ich noch darauf. Ich muß Dir aber recht von ewigem Zusammenbleiben geschrieben haben, da Du sagst, ich müßte Dich noch einmal nach Rom los- ——— *) Gottlieb Schick, geb. 1764, † 1812, Maler. Das Bild siehe Bd. III, S. 1. 167