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[   Band 5 Brief 73:    Humboldt an Caroline    Frankfurt, 19. Januar 1816   ]


lassen. Es hat mich ordentlich gerührt, Du sollst ja nicht gefangen
sein, teures, liebes Wesen.
Die Zeitung vom 11. habe ich zugleich mit Deinem Brief be-
kommen. Wenn man die Unterschriften: Schulenburg, Goldbeck *),
Haugwitz **) liest, ist es einem wie eine Auferstehung der Toten.
Da hätte man wohl recht gehabt zu sagen: Ach! Laßt sie ruhn,
die Toten!
Gruner ***) Minister! Nun, alles so etwas sieht besser aus
der Ferne aus. Ich wünsche, daß Du Pfuel oft sehen mögest.
Er ist mir einer der Liebsten.
Ich schicke Dir einen Aufsatz über die Schulpforta, den ich
habe abschreiben lassen. Er rührt von der kleinen Ilgen †) her,
und es wird Dich amüsieren, wie der Rentbeamte dort ein wirk-
licher Tyrann ist. Nichts ist so klein, worüber nicht einer gern
herrscht. Ich habe nun eine wahre Leidenschaft, zu gehorchen, und
nichts könnte mich so glücklich machen, als wenn Du mich be-
herrschen wolltest. Ich meine das wirklich ganz eigentlich so.
Dann schicke ich Dir einen Brief des Professors Wilken aus
Heidelberg, der hier war, um bei mir die Heidelberger Manuskripte
abzuholen, die General Müffling mir aus Paris geschickt hatte.
Gib ihn Niebuhr. Er wird daraus sehen, daß die Sache in Rom
für den Überrest in gutem Gange ist.
Endlich gab ich Graf Pappenheim ††) ein kleines Paket mit.

———
*) v. Goldbeck war Minister von 1795—1807 gewesen.
**) Graf Haugwitz, geb. 1752, † 1831, war 1802 Minister des Auswär-
tigen gewesen.
***) Justus v. Gruner, geb. 1777, † 1820, war 1809 Polizeipräsident von
Berlin, 1815 Chef der Deutschen Polizei in Paris gewesen, wurde nicht Minister.
†) Gattin des Schulmanns und Philologen Karl David Ilgen, geb. 1764,
† 1834. Seit 1802 Rektor in Schulpforta.
††) Karl Graf zu Pappenheim, geb. 1771, † 1852, Schwiegersohn des
Staatskanzlers.

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