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[   Band 5 Brief 31:    Humboldt an Caroline    Paris, 16. September 1815   ]


Briefes an August: »und dann erst nach erfüllter Pflicht werde
ich einen weiten Spaziergang machen«? Wir hätten nie so etwas gesagt.
Also, wie Du mir neulich schriebst: »Andre Zeiten, andre
Sitten.« Und dann, wo findet man auch ein Gemüt, in dem, wie
in Dir, eine so sich durch ihre eigene Tiefe und Wahrheit selbst
beschränkende Freiheit herrscht! Mir ist ein zweites, gleiches nie
erschienen, und man kann es wohl einzig auf Erden nennen. . . .
Alexander läßt, unter uns, Hedemann durch Steuben für Adel-
heid malen. 

32. Humboldt an Caroline                 Paris, 20. September 1815

Süßes, teures Herz!
Ich habe Deine beiden Briefe bekommen und sehe mit
Schmerzen, daß Du auf Deine Reise nun ganz Verzicht
leistest. Verdenken kann ich es Dir freilich nicht, denn,
wie die Sache mit August steht, wäre es wirklich, selbst wenn es
sich noch tun ließe, gewagt, die arme Caroline bei ihm und seiner
Frau zu lassen. Eine einzelne Person bei zwei so Verliebten ist
immer zu viel und verlassen. Zwar waren wir gewiß auch recht
sehr verliebt, und die Wolzogen *) war doch sehr vergnügt mit uns.
Ich sehe gar keinem glücklichen Winter entgegen, mein liebes
Kind, viele und unangenehme Geschäfte, auch häusliche Sorgen,
da ich nicht zu viel ausgeben will, und mich doch auch nicht ent-
schließen kann, meiner Stelle unangemessen zu leben. Bei dem
allen eine Einsamkeit mitten in der Gesellschaft, da Du mir fehlst.
Das ausgenommen, daß wir auf diese Weise getrennt bleiben,
was mir eine wahre Trauer ist, muß Dich die Sache, als innere
Stimmung in August, nicht schmerzen, süße Seele. Er liebt uns
alle wirklich unendlich und ist herzensgut.
Ich hatte bis hierher heute früh geschrieben, teures Herz, und

———
*) Vgl. Bd. I, S. XIX.

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