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[   Band 5 Brief 32:    Humboldt an Caroline    Paris, 20. September 1815   ]


wurde zum Kanzler abgerufen. Ich glaubte, nachher noch fertig
werden zu können, aber ich sehe, ich werde nur noch zu wenigen
Zeilen Zeit haben. Der Kanzler sagte mir nämlich, was mir uner-
wartet kam, daß heute die erste Konferenz mit den verbündeten
Bevollmächtigten und den französischen sein würde, und damit ist
der größte Teil des Vormittags hingegangen.
Den französischen Bevollmächtigten, es ist Talleyrand *), Dal-
berg **) und der Finanzminister Louis, ist nun heute von uns das
Projekt des Friedens vorgelegt worden, das zugleich temporären
Besitz einer Reihe von Festungen und Abtretung einiger außer
der Kontribution enthält. Es hat tiefe Sensation gemacht, sie
erklärten gleich, einige Bedingungen seien inakzeptabel. Es ist immer
möglich, daß noch militärische Bewegungen gemacht werden müssen.
Wellington hat auf einmal alle Popularität in der Gesellschaft
verloren, weil er die belgischen Bilder hat mit Gewalt wegnehmen
lassen. Das Museum hat englische Wachen.
Lebe innigst wohl.  Ewig Dein H.


33. Caroline an Humboldt              Berlin, 18. September 1815

Gestern beim Zurückkommen von Tegel, wo wir einen aus-
nehmend schönen Tag hatten, fand ich Deinen lieben,
umständlichen Brief vom 9., mein teures Herz, den Loën
mitgebracht hat. . . .
Dein Brief, mein teures Herz, gibt mir die Gewißheit und
den Aufschluß über viele von mir geahndete Dinge, und allerdings

———
*) Charles Maurice Prinz v. Talleyrand, geb. 1754, † 1838, der be-
rühmte Diplomat.
**) Emmerich Joseph v. Dalberg, geb. 1773, † 1833, seit 1809 in fran-
zösischem Staatsdienst, 1810 von Napoleon zum Herzog ernannt. Seit 1814
eins der fünf Regierungsmitglieder, welche die Restauration der Bourbonen
beförderten.

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