< zurück      Inhalt      vor >                                          
[   Band 1:    Einleitung   ]


war. Caroline aber glaubte sein Herz gefesselt durch Therese 
Forster.
Diese bedeutende, tiefleidenschaftliche Frau voll Kraft und
Größe hatte Humboldt kennen gelernt, als er im Frühjahr 1788
die Universität Göttingen bezog. Sie war die Tochter des berühmten
Philologen Heyne, seit drei Jahren Gattin des unglücklichen Georg
Forster und heiratete später L. F. Huber. 1788 lebte sie vorüber-
gehend im Hause ihres Vaters, wo Humboldt sie viel sah und sich
mächtig zu ihr hingezogen fühlte. Er schrieb über sie nach Berlin
und veranlaßte auch ihre Aufnahme in den Bund.
In der zweiten Hälfte des August 1788 machte Humboldt
seinen ersten Besuch in Burgörner, eingeführt durch Laroche und
von dem Vater Dacheröden freundlich aufgenommen, der sich alter,
freundschaftlicher Beziehungen zu Humboldts verstorbenem Vater
erinnerte.
Als Humboldt Anfang Januar 1789 zum zweiten Male in
Burgörner ist, beauftragt ihn Caroline, nach Rudolstadt zu fahren,
um dort ihre Freundin Caroline v. Beulwitz, geborene v. Lengefeld,
ebenfalls für den Bund zu gewinnen.
Caroline war 1763 als Tochter des Oberlandjägermeisters des
Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt, Christoph v. Lengefeld, ge-
boren. Sie wurde mit ihrer nur drei Jahre jüngeren Schwester
Charlotte, nach dem im Jahre 1770 erfolgten Tode des Vaters,
von der Mutter, einer Geborenen v. Wurmb, Oberhofmeisterin am
Rudolstädter Hofe, erzogen, sechzehnjährig mit Ludwig v. Beulwitz
verlobt und einige Jahre später mit ihm verheiratet.
Als Schiller im Jahre 1788 in das Dorf Volkstädt bei
Rudolstadt zog und in den Kreis der Familie Lengefeld trat,
flammte alsbald in ihm eine Leidenschaft für Caroline auf, die sie
voll erwiderte. Wie nach und nach die sanfte, hingebende Liebe von
Carolines jüngerer Schwester Lotte, die Caroline an geistiger Be-


                                                                       XIX