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[   Band 4 Brief 234:    Caroline an Humboldt     Berlin, 21. Januar 1815   ]


äußerst klare und schöne Weise über viele interessante Gegenstände
der Vergangenheit. Schütz ist durch die Campagne sehr aus-
gebildet worden, er hat jetzt weit angenehmere Manieren und
weniger Trockenheit.
Letztens bei Prinzeß Luise nahm mich die Gräfin Truchseß,
die Oberhofmeisterin der Prinzeß Charlotte, die eine sehr stille und
gute Frau zu sein scheint, recht eigentlich in ein Fenster, um mich
zu fragen, ob es denn gewiß entschieden sei, daß Du als Kabinetts-
minister hier bleibest und das Portefeuille bekämst. Ich ant-
wortete natürlich, daß ich nichts davon wisse, und sie erwiderte,
daß sie aus sehr guter Quelle wisse, daß der König sich so ge-
äußert habe, daß es gar nicht anders kommen könne. Prinzeß
Luise hat mich ebenso danach gefragt, Burgsdorff versichert, daß
die ganze Stadt es sage, und ich weiß jemand, dem es im Goltzischen
Hause gesagt worden ist. 
Die Norweger Konstitution scheint mir sehr gut. Aber läßt
man denn dem Carl Johann *) Pommern? Wir müssen das haben,
notwendig.
Adieu, süßes Herz, verzeih den kurzen Brief heute.
Ewig Deine Li.


235. Humboldt an Caroline                    Wien, 30. Januar 1815

Ich habe Dir seit Abgang des letzten Kuriers, liebe Li,
zweimal ohne Nummer geschrieben. . . .
Aufgemacht werden unsere Briefe bestimmt nicht.
Deine Siegel sind immer von glänzender Schönheit. Allein ich
würde mich auf die Siegel doch nicht so verlassen, weil man sich
da irren kann. Aber es ist so bestimmt gegen den Charakter des

———
*) Vgl. S. 55.

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