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[   Band 4 Brief 232:    Caroline an Humboldt     Berlin, 12. Januar 1815   ]


Es geht so hier ein Gerede über Dich und ihn im Schwange. Er
soll schon einmal vor vier oder sechs Wochen unpaß gewesen sein,
und da erzählt man, der König habe gesagt: »Mit dem Staats-
kanzler geht’s doch gar nicht mehr, Humboldt werde ich doch müssen
bei ihm behalten.«
Adieu, geliebtes Wesen.


233. Humboldt an Caroline                   Wien, 17. Januar 1815

Ich habe vor einigen Stunden, liebe Li, Deinen Brief vom 12.
empfangen und beantworte ihn gleich, weil ich eben
Zeit habe. . . .
Des Königs Wort, das Du mir schreibst, hat mich gewundert.
Aber man erfindet so etwas nicht leicht. Ich möchte wissen, wie
er jetzt über mich denkt. Als ich ihm bei seiner Herkunft entgegen-
fuhr, war ich mit Knesebeck *). Er fing ein politisches Gespräch an,
Knesebeck behandelte das so ungeschickt, daß der König unangenehm
stritt und die Sache fatal wurde. Ich hielt mich wie ich konnte,
konnte ihm nicht immer Recht geben und auch gar nicht, wegen
des anderen, das Gespräch lenken. Dies ist mein letztes Gespräch
mit ihm gewesen. Hier hat er mich nie rufen lassen, er allein
bittet nie jemand, wenn er auf seinem Zimmer ißt, und ißt jetzt
ganz allein, indem er sich von seinem eigenen Koch kochen läßt.
Die kaiserliche Küche und Wein soll jetzt schrecklich sein.
Von selbst hätte ich wohl Anlässe nehmen können, zu ihm zu
gehen, aber ich habe das vermieden. Die Sachen sind nicht gut,
sie sind großenteils, meiner eigenen Überzeugung gemäß, anders ge-
gangen als sie sollten. Du fühlst, daß ich darüber nicht mit dem

———
*) Vgl. S. 330.

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