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[ Band 4 Brief 168: Caroline an Humboldt Salzburg, 14. Mai 1814 ]
ein ordentlich wohltätiges Gefühl, in den Wagen zu steigen und aus dem Trubel hinauszukommen. Von Menschen kann ich wohl sagen, hat mir zu verlassen niemand recht leid getan als die arme Schlegeln *), von der ich es bestimmt fühle und weiß, daß ich ihr ein Trost, eine Lebensfreude und Aufheiterung war, und Koreff **). Er vereinigt in sich eine Fülle von Geist und Empfindung, daß man ihm jeden Tag mehr gut wird. Wir sind ohne alles Akzident bis hierher gekommen, un- bedeutende Kleinigkeiten abgerechnet, hat sich der alte Wagen wieder trefflich bewiesen. Schon nach einigen Stationen wird die Gegend schöner und bedeutender als um Wien, und so steigert sie sich immer mehr und mehr. Wir sind gestern den ganzen Tag hier spazieren gegangen und haben das Glück gehabt, nunmehr vollkommen schönes Wetter zu haben. Der wolkenlose, tiefblaue Himmel legte sich gestern hier um die herrlich geformten Schneegebirge und die grüne, blühende Erde wie mit Liebessehnsucht umher. Auf die Kinder macht der Anblick dieser schönen Natur einen so außerordentlichen Eindruck, daß ich’s nicht genug sagen kann. Zumal Adelheid entwickelt und spricht ihre Empfindungen darüber mit großer Innigkeit aus. Auch Gabriele. Caroline ist, wie Du weißt, in allem kälter. Meine Gesundheit war wenigstens, trotz der Fatige des Fahrens, nicht schlimmer. Morgen reise ich nach Innsbruck ab. Die Kaiserin Marie Luise kommt morgen hierher. Sie macht aber so kleine Tagereisen, daß ich höchstens auf einer Post deshalb Verzögerung und Um- stände haben kann. Was macht Theodor? Werde ich ihn in Bern sehen? Ich umarme ihn tausendmal. ——— *) Vgl. S. 11. **) Vgl. S. 255. 333