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[ Band 4 Brief 7: Caroline an Humboldt [Wien], 5. August 1812 ]
6. Caroline an Humboldt [Wien], 4. Julius 1812 Die Rede des Kaisers Napoleon an seine Armee, die man uns den 2. im »Beobachter« mitgeteilt hat, hat hier große Sensation gemacht. So ist der Krieg *) entschieden und unvermeidlich! es blieb immer noch ein Schimmer von Hoff- nung, und das geängstigte Gemüt hing sich daran. Man sagt, der König Joachim **) sei mit 40 000 Mann Kavallerie über den Niemen gegangen, und es sei eine Affäre vorgegangen. Die hohen Herr- schaften in Prag haben sich getrennt, und der Kaiser geht auf sein Gut in Böhmen, dann nach Baden. Gestern war ich in Heiligenstadt, wo es recht hübsch grün und ländlich ist. Körner las bei der Schlegeln ***) seinen »Zriny« vor, und das Stück erregte allgemeine Bewunderung und Aufsehen. Es verdient es auch, und bis auf weniges, was ich mir anders wünschte, ist es ein sehr bedeutend Stück. 7. Caroline an Humboldt [Wien], 5. August 1812 Eben ist Körners Vater bei mir gewesen, er hat doch eine liebe, milde, treue Physiognomie, ein schöner, alter Kopf; und der Ton seiner Stimme hat mich recht in die guten alten Zeiten zurückversetzt. Er wünscht sehr Deine Ankunft hier in Wien und sieht ihr mit Sehnsucht entgegen. ——— *) mit Russland. **) Murat, geb. 1767, † 1815, General Napoleons, seit 1808 König beider Sizilien. ***) Dorothea v. Schlegel, Tochter Moses Mendelssohns, geb. 1763, † 1839. 11