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[ Band 4 Brief 142: Humboldt an Caroline Chatillon, 16. März 1814 ]
Darum vergeht nie dieser Jahre Weihe, Da, stark durch sich, und stark durch festen Bund, Siegt hoher Fürstensinn und Völkertreue. Deine vergleichende Schilderung Adelheids und Gabrielens ist unendlich hübsch. Es sind zwei himmlisch liebe Kinder, und Gabriele ist so recht heimlich emporgewachsen, ohne gleich und selbst lange hin anzudeuten, was sie werden würde. Du erinnerst Dich wohl noch, wie sie bei Deiner Rückkunft aus Frankreich stumm unter dem runden Tisch, den wir immer den Palmbaum nannten, saß? Ich habe ihr neulich geschrieben. Aberdeen *) schreibt seinen drei Mädchen, die noch klein und nach einer Zeichnung, die er hat, sehr hübsch sind, auch sehr oft, aber immer drei Briefe an alle zugleich, damit keine neidisch wird. Ich würde bei diesem Kalkul immer fürchten, mehr Wert auf meine Briefe zu legen, als vielleicht die Kinder täten. Der alte Lord Cathcart **), ein Mann von über 60 Jahren, und der immer Soldat gewesen ist und noch ist, hat sich hier den »Jardin des racines grecques«, ein Diktionär der griechischen Wurzelwörter, wo die Bedeutungen in französische Verse gebracht sind, gekauft und sagte: »Cela m’amusera le soir, quand je n’ai rien à faire«. Was überhaupt die Engländer für sonderbare Menschen sind, das haben wir hier volle Gelegenheit zu studieren. Alexanders Brief ist zu merkwürdig, um nicht zu verdienen, Dir vorgelegt zu werden. Er verspricht sein Bild en pied mit Attributen des halben Erdkreises. Darauf freue ich mich wirklich. Sei es auch nur von Steuben ***), der doch ein Mensch von Talent scheint, so wird es immer Alexandern einigermaßen darstellen, und wir lieben ihn doch sehr und haben sein Bild immer gern. Die kleinen Zufälligkeiten seiner sentimentalen und ästhetischen Eitelkeit ——— *) Vgl. S. 109. **) Vgl. S. 207. Lord Cathcart war auf dem Kongreß zu Chatillon neben Aberdeen und Stewart Vertreter Englands. ***) Russe von Geburt, in Frankreich aufgewachsen. 276