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[   Band 4 Brief 108:    Humboldt an Caroline    Freiburg, 31. Dezember 1813   ]


Mädchen, die nun tief schlafen und Hermann neben Dir. Möge
Theodor gut bleiben und bald ernster und tätiger werden. Nach
Wilhelm und Gustav habe ich manchmal unglaubliche Sehnsucht
und von der armen kleinen Luise gar keinen Begriff.
Gute Nacht, teures, liebes Herz. Ewig Dein H.


109. Humboldt an Caroline             Freiburg, 1. Januar 1814

Lord Cathcart *) gibt heute einen recht hübschen Ball,
liebe Li. Ich komme eben davon, bin aber nur eine
Stunde dagewesen. Das leere Treiben der Menschen
ist mir unglaublich langweilig. Ich habe gestern und heute drei
Briefe von Dir bekommen, liebe Seele. . . .
Endlich hat sich doch also auch ein Schiller in Bewegung
gesetzt! Goethen kann ich mir vorstellen. Er gehört durchaus zu
den gleichgültigen Naturen für alles Politische und Deutsche.
Egoismus, Kleinmütigkeit und zum großen Teil ganz gerechte
Menschenverachtung, die man aber nur nicht so anwenden muß,
tragen zusammengenommen dazu bei. Die Frau hält ihn ihrerseits
auch in den erbärmlichsten Ansichten in dieser Rücksicht gefangen.
Dabei hat er wirklich von Napoleon eine große Idee wenigstens
gehabt und hat sie eigentlich noch. Denn auch die jetzige Epoche
sieht er doch als eine Krise an, die ihn habe auch treffen sollen,
um ihn daran zu versuchen. Wie der Sohn denken mag, wünschte
ich ordentlich zu wissen. Ich konnte ihm indes auch keinen En-
thusiasmus abmerken. Die Sache mit dem Orden ist noch nicht
zu Ende. Zwar sagte mir M[etternich], es sei richtig, man lasse

———
*) Geb. 1755, † 1843, britischer General, Gesandter in Rußland, in
den Feldzügen 1813 und 1814 im Gefolge Kaiser Alexanders.

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