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[   Band 4 Brief 141:    Caroline an Humboldt     Wien, 17. März 1814   ]


hinginge, und sie ist gesprungen, deckenhoch. Die Lebendigkeit dieses
lieben Kindes ist gar süß und hübsch.
Adieu, geliebtes Herz. Ewig Deine Li.


142. Humboldt an Caroline                  Chatillon, 16. März 1814

Die Art, wie Du in Wien lebst, gefällt mir sehr. Du be-
fleißigst Dich eigentlich der Einsamkeit und siehst doch,
fast ohne es zu wollen, so viel Menschen, als in einer
Zeit, wo viel Neues vorgeht, angenehm ist. Im Grunde kann das
freilich nur eine Frau. Aber genieße das Vorrecht. . . .
Die Bemerkungen, die Du bei Gelegenheit der Urteile über die
wenigen, nicht glücklichen Gefechte machst, habe ich auch in meinem
Kreise, obgleich minder, zum Teil bestätigt finden können. Aller-
dings wird das Große und selbst das bloß Kräftige herabgezogen.
Aber ärgern, süßes Kind, muß man sich darüber nicht. Es ist dies
ein notwendiges und unabänderliches Ingredienz des großen Schau-
spiels, das täglich vor einem gegeben wird.
Ich schicke Dir heute ein Sonett:

                     An das Jahr 1813 und 1814.

            Was irdisch blüht, reißt fort der Jahre Wallen,
            Und nichts besteht, was groß einst ragt’ und hehr.
            In nächtig Dunkel, ohne Wiederkehr,
            Wie Laub des Herbstes, Völker, Herrscher fallen.

            Will auch von fern ihr Ruf hertönend schallen,
            So überbraust, von wilder Stürme Heer
            Gepeitscht, der Zeit allüberwogend Meer
            Mit seiner Flut Getös’ ihr dumpfes Hallen.

            Nur Tat und Wort durch Ewigkeiten währen,
            Da sich ihr Hauch, verstummt gleich ird’scher Mund,
            Nicht irdisch selbst, hängt an der Sterne Sphären.

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