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[ Band 4 Brief 44: Caroline an Humboldt Wien, 6. August 1813 ]
wiedersehe im Leben? Denn trotz aller Paßanstalten kommt er doch von Paris nicht weg. Die Gräfin Schlabrendorff amüsiert mich in der Idee, ich habe diese umgekehrt mit dem Onkel lieber in der Idee als in der Wirklichkeit. Die arme kleine Levi! es wird sie doch schmerzen, daß Du so unerbittlich gegen sie bist. Sie hat mir geschrieben und mir einen Menschen empfohlen. Von Dir schreibt sie wunderhübsche Sachen. Ja, wohl ist der Brief von Motherby *) patriotisch. Es muß eine liebe Familie sein, und daß sie Dich so lieben, macht sie mir allein sehr wert. Und so geht nun ein Tag nach dem andern hin. Die Welt liegt mir wie erstarrt da, ebenso ist’s mir moralisch wie oft physisch vor einem Gewitter: man atmet kaum. Dunkles Schicksal, wohin wirst Du uns führen, und wird es beschworen werden durch die Hingebung im Kampf und Tod so vieler edler Menschen? Lebe wohl, meine Seele. Ewig Dein. 45. Humboldt an Caroline Prag, 9. August 1813 Ich habe sehr viele und nicht angenehme Beschäftigungen gehabt, liebe gute Li, und das hat mich gehindert, Dir zu schreiben. Ich weiß nicht einmal, ob ich heute dazu kommen werde. Du fühlst, teure Seele, daß ich Dir durch eine solche Gelegenheit nicht eigentlich und ordentlich sagen kann, was ich möchte, allein es geht bis jetzt alles gut, und ich hoffe, es wird nichts Widriges eintreten. Wenigstens aber haben der Zufall und ich es so geleitet, daß, wenn es einträte, ich rein wie die Sonne daran bleibe. Aber es wird nicht sein. ——— *) Vgl. S. 82. 87