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[ Band 4 Brief 42: Humboldt an Caroline Prag, 29. Julius 1813 ]
42. Humboldt an Caroline Prag, 29. Julius 1813 Du wirst nunmehr, liebe Li, meinen ausführlichen Brief empfangen haben, welchen Dir Lebzeltern überbracht hat. Seitdem haben sich die Dinge hier wieder geändert und können nun endlich zu einer Entscheidung kommen. Caulaincourt ist wirklich angelangt und hat gestern schon mit Narbonne bei Metternich gegessen. . . . Ich habe heute früh Deinen lieben, teuren Brief Nr. 19 be- kommen und danke Dir unendlich dafür. Wohl hast Du Recht, daß es ein unendliches Glück ist, ein verwandtes Leben zu kennen, mit dem man durch unbeschränktes, wechselseitiges Vertrauen ver- bunden ist. Wie die Dinge auch kommen mögen, so bleibt uns dies und mit ihm das Schönste und Beste. Wenn ich das stille und äußerlich bedeutungslose Leben bedenke, mit dem wir unser Zusammensein begannen, so kann ich manchmal nicht von dem Staunen zurück- kommen, daß wir uns jetzt müssen in den kritischsten Moment Europas verwickelt finden, in dem jede Stunde jetzt die größesten Ereignisse herbeiführen kann. Bis zum 10. muß das Dringendste und Höchste entschieden sein. Nie hat eine kürzere oder gleich kurze Zeit so großen Ereignissen die Bestimmung gegeben. Der Waffenstillstand ist nunmehr verlängert, die Schwierigkeiten sind beseitigt, und die Verhandlung ist unterzeichnet. Vor dem 16. können daher die Feindseligkeiten nicht angehen. . . . Motherby *) antwortet mir in einem unglaublich verspäteten Brief, und ich schicke ihn Dir, weil er ungeheuer patriotisch ist. Ich lege auch ein Zettelchen der Frau bei. Du kannst beides zerreißen. Die Schlabrendorff ist zu meiner großen Erbauung ab- gereist. Sie ist entsetzlich ermüdend und ganz in der alten Manier: Haß und Klatschereien in jedem Augenblick, wie ein irrender ——— *) Arzt in Königsberg, in dessen Haus Humboldt 1809 gern verkehrte. 82