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[ Band 4 Brief 40: Humboldt an Caroline Prag, 25. Julius 1813 ]
hatte sich dagegen mit Recht gesetzt, weil sie diese Gelegenheit nur wieder zu allerlei Machinationen benutzt haben würden. Hierüber war es zu sehr argen Diskussionen gekommen; Berthier *) hatte den französischen Kommissarien einen wenigstens stellenweis offenbar von Napoleon diktierten Brief geschrieben, der ein Gemisch von Insolenz, Ruhmredigkeit und wieder Furchtsamkeit war. Er hatte eigentlich doch mehr einen klagenden als drohenden Ton und schloß z. B. mit einer Stelle, daß seine Armee gar keine Superiorität über die feindliche sich anmaßen wolle, sondern nur völlige Gleichheit ver- lange. Auf diesen Brief wurde, da ihn die französischen Kom- missarien vertraulicherweise mitteilten, von russischer Seite sehr gut geantwortet und die Sache abermals abgeschlagen. Nunmehr er- klärten die französischen Kommissarien, daß sie Verhaltungsbefehle fordern müßten, daß aber vermutlich der Waffenstillstand aufge- kündigt werden würde, und so bekamen wir die Nachricht gestern früh aus unserm Hauptquartier. Daraus entstand nun hier große Verlegenheit, und wirklich war die Sache schlimm. An sich zwar sind alle unsere Armeen in Bereitschaft, die Sache wieder anzu- fangen. Allein alles ist doch einmal auf den 10. oder eigentlich mit den Aufkündigungstagen auf den 16. gerichtet. Der Kronprinz von Schweden kann auch nicht füglich eher ganz fertig sein, und was das Wichtigste ist, so ist der mit Österreich vorläufig verab- redete Operationsplan von der Art, daß nur dieser Tag darin paßt. Wurde früher und so angegriffen, daß Frankreich den Angriffstag bestimmte, so erfuhren es Österreich und Schweden immer später, und es war nicht mehr das Zusammenhandeln möglich, von dem wenigstens sehr viel abhängt. Indes hätte bei einem solchen früheren Angriff Österreich immer mitgehandelt. Denn da Napoleon ihm versprochen hat, uns nicht vor dem 10. aufzukündigen, und wir gegen Osterreich diese Verlängerung auch angenommen hatten, ——— *) Vgl. S. 34. 74