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[   Band 4 Brief 30:    Caroline an Humboldt     Wien, 13. Julius 1813   ]


30. Caroline an Humboldt                         Wien, 13. Julius 1813

Mein teurer, lieber Wilhelm!
Ich bin so glücklich gewesen, gestern Vormittag Deinen Brief
aus Peilau Vom 8. zu bekommen. . . .
Wenn man bei uns die Sache mit dem Lützowschen
Korps so hingehen ließe, täte man sich und der guten Sache den
überschwenglichsten Schaden. Man hätte gleich damit anfangen
sollen, den Festungen die Lieferungen nicht verabfolgen zu lassen,
bis man die zwei kommandierenden Generale Fournier *) und Normann *) 
ausgeliefert und vom Prinzen von Neufchâtel **) und Herzog
von Padua ***) eine schriftliche Abbitte erhalten. Es ist ja der
verräterischste Bruch des Waffenstillstandes, den man je gehört hat.
Wenn der nicht gerügt wird, werden noch ganz andere Dinge
folgen. Ich gestehe, daß ich nur mit Schrecken daran denke, daß
Napoleon sich gegen Österreich anheischig gemacht hat, den Waffen-
stillstand nicht bis zum 10. August uns aufzukündigen, ich fürchte
sehr, es ist eine Teufelei dahinter verborgen. Kann man nach so
vielen Jahren des arbiträrsten Betragens noch auf Wort und
Verträge und Versprechungen, die er macht, zählen, wenn man
nicht die Garantie dafür in Händen hat!
Die Rückgabe, Räumung aller französischen Truppen bis an
die Elbe, wenn er in Bedingungen eingeht, die längere Verhand-
lung nach sich ziehen, lege ich Dir an die Seele. Ach, ich brauche
es nicht, ich weiß es wohl, ich sage es nur, um meinem gepreßten
Herzen Luft zu machen, in welchem ich oft den Jammer vieler
Tausende zu fühlen vermeine. Man ist hier in der bittersten

———
*) Französischer und württembergischer General, welche auf Befehl
Napoleons am 17. Juni bei Kitzen das Lützowsche Freikorps überfielen und
fast aufrieben.
**) Vgl. S. 34.
***) Vgl. S. 27.

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