< zurück Inhalt vor >
[ Band 4 Brief 27: Humboldt an Caroline Peilau, 8. Julius 1813 ]
sammennimmt, dafür stehe ich nicht ein. Doch wollte man dies in den Kalkul aufnehmen, gelänge nichts Gutes und Großes. Es wird mir nur ein wehmütiger Trostgrund sein, wenn die Partie eines solchen Friedens genommen werden sollte. Über die Lützowsche Sache hast Du unendlich recht. Sie zerreißt das Herz. Ich sah noch heute früh bei Theodor, der mit mir in Gnadenfrei wohnt, einen Freiwilligen, Wagner aus Halle, der dabei war, verwundet gefangen wurde und sich durch eine Kapellmeisterstochter aus Leipzig rettete, und ich schwöre Dir, es ist eine fürchterliche Tat. Ein Herr von Wülknitz hat neben diesem Wagner neun Feinde erst niedergehauen, ist dann mit schweren Wunden bedeckt vom Pferd gefallen und hat, wie seine auch ver- wundeten Kameraden ihn haben verbinden wollen, den Verband abgerissen, gesagt, daß er eine so schmachvolle Tat nicht überleben wolle, und ist so verschieden. Ich habe Lützow heute früh geschrieben, um ihn selbst zu sprechen. Was geschehen ist? — Der Staats- kanzler redet sich tot und fühlt die Sache. Bis jetzt eine geschriebene Protestation. Knesebeck *) soll sagen, Lützow habe gewiß etwas ver- sehen. Diesen Knesebeck wegzubringen und Boyen **) zum König, ist jetzt auch mein großes Treiben. ***) Ob es gelingen wird, weiß der Himmel. Mir scheinen die Militärs sehr gut und sind auch wirklich die, die jetzt die meiste Achtung verdienen, und ich be- zeuge sie lebhaft. Theodor geht übermorgen zu seiner Eskadron, ich sehe ihn wenig, weil ich den ganzen Tag zu tun habe. Heute hat er bis 8 geschlafen, wie ich seit 6 arbeitete, aber er hat selten ein ——— *) Vgl. S. 30. **) Leopold Hermann Ludwig v. Boyen, geb. 1771, † 1848. Während des Waffenstillstandes Chef des Generalstabs des 3. Bülowschen Armeekorps. ***) Boyen dagegen war in der Ansicht befangen, daß Humboldt seine Annäherung an den König hindere. 54