< zurück Inhalt vor >
[ Band 3 Brief 231: Humboldt an Caroline Wien, 26. September 1810 ]
230. Caroline an Humboldt Rom, 23. September, abends, beinah Mitternacht Allerteuerstes Herz! Morgen, so früh wie ich hier fort kann, reise ich ab. Ich bin halb tot vor Fatige, aber ich bin wohl und werde mich im Wagen ausruhen und an dem Gedanken, bald wieder in Deiner geliebten Nähe zu sein, mein Herz laben, wenn es an der Trennung von Rom blutet. Heute kann ich nicht mehr. Alles grüßt und küßt Dich. 231. Humboldt an Caroline Wien, 26. September 1810 Ich habe Dir am 23. nur mit zwei Worten, da die Post eben abging, meine Ankunft hier gemeldet, liebe Li. Piquot *) hat mir seine Wohnung in der Stadt, Wollzeil Nr. 818, im schmeckenden Wurm (die Namen der Häuser hier sind gräßlich) eingeräumt. In den ersten Stunden hier bin ich unendlich glücklich gewesen, denn ich habe acht Briefe von Dir vorgefunden. Es sind die vom 17. Juli bis 8. September. Ich weiß zwar jetzt doch noch nicht, ob und wann Du abgereist bist. Daß Du mit einem Vetturino bis Venedig gehen willst, billige ich sehr, und es beruhigt mich ordentlich für Dich und die Kinder. Die Anhäng- lichkeit des Anastasio **) ist sehr hübsch und verdient, belohnt zu werden. Du siehst aber, wie weit der Ruf Deiner Reisen erschallt. Die Ankunft in einer Stadt, in der ein der Dauer nach un- bestimmtes Leben angehen soll, ist immer etwas sehr Wunderbares, und ich bin mit sonderbaren Empfindungen am stillen Abend beim schönsten Sternenschein durch die lange Vorstadt gefahren. Alles ——— *) Gesandtschaftssekretär. — **) Vgl. S. 468. 478