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[   Band 3 Brief 228:    Caroline an Humboldt     Rom, 15. September 1810   ]


20. hier wegzukommen. Jetzt fängt die Sache an, beinah unan-
genehm zu werden. Was ist doch das für eine kuriose Existenz!
Hier und dort und nirgend, die ganze Familie in Bewegung,
wann trifft sie endlich zusammen? Die Kinder freuen sich un-
geheuer auf die Reise, alles Neue bewegt sie, Caroline freut sich,
Dich wiederzusehen, und präpariert sich schon darauf, drei Tage
nach ihrer Ankunft in Wien die griechischen Stunden wieder an-
zufangen. Sie ist aber sehr bewegt über das Verlassen Roms.
Du bist also so hübsch geworden und bekommst so zärtliche
Briefe von »Unglücklichen«? Mein süßes Herz, ich will nicht
jaloux sein, aber arg ist es! Bist Du mir auch nicht böse wegen
des Ankaufs in Villa Negroni? Heute breche ich ab.


229. Caroline an Humboldt Rom,              19. September 1810

Ich bin, süßes Leben, in allen Horreurs des Einpackens und
des Verkaufens, Verschleuderns der Meublen, müßte ich
sagen. Bei der Gelegenheit muß ich Dich inständig bitten,
ja womöglich lieber ein anständig, aber klein eingerichtetes Quartier
in Wien für die ersten Monate zu nehmen, denn schrecklich wäre
es, nach sechs Monaten etwa wieder alles aufgeben zu müssen,
und die Umstände kommen mir sehr kurios vor. Wer weiß, was
sich im Norden zusammentürmt.
Verzeih, daß es heute so wenige Zeilen sind, aber nicht ein,
sondern vier Mühlräder gehen mir im Kopf herum. Das Wetter
hat sich leidlich in Gewittern dechargiert. Adieu.

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