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[ Band 3 Brief 219: Caroline an Humboldt Rom, 11. August 1810 ]
ein jeder, der das Geliebteste verloren, weh! und es kommt keine Antwort. 220. Humboldt an Caroline Halle, 17. August 1810 Endlich, liebe Li, ist der Zauber gelöst, ich bin vorgestern Abend von Berlin abgereist und seit gestern früh hier in Halle. Übermorgen bin ich in Burgörner, auf das ich mich immer freue, weil ich es liebe, und es voll der süßesten Erinnerungen für mich ist. Die letzten Tage waren noch sehr mühevoll. Ich hatte für mich noch tausend Dinge zu berichtigen, und da es eben die letzten waren, so kamen noch viele und brachten dieses und jenes an. Bei niemand ist es leicht so klar gewesen, daß man ihn ungern weggehen sieht; auch gut unterrichtete Menschen stritten mir zwei Tage vorher noch ab, daß ich weggehn würde. Aber Du siehst, ich bin gegangen. Von Wien verspreche ich mir zwar nicht gerade goldene Berge. Das Leben in Rom kehrt für uns nicht wieder, wir müssen in Wien mehr gesellschaftliche Langeweile übernehmen, als uns sonst je lieb gewesen ist. Aber alles dessen ungeachtet bleibt immer die Lage in Wien die leidlichste von allen, wenn wir einmal wünschten, daß ich noch wenigstens einige Jahre im Dienst wäre, und das war wirklich in öffentlicher und Privathinsicht gut. Hedemann *) war ungemein traurig. Er liebt mich wirklich erstaunlich; er hatte so sehr gewünscht, Dich und die Mädchen zu sehen, und es sich so süß geträumt, viel in unserm Hause zu sein. Dann ist er so jugendlich und hätte das Heil des Staates davon erwartet, daß ich in Berlin geblieben und da einen bedeutenden Posten gehabt hätte. Er interessiert sich mit besonderer Lebhaftig- ——— *) Vgl. S. 239. 459