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[ Band 3 Brief 219: Caroline an Humboldt Rom, 11. August 1810 ]
219. Caroline an Humboldt Rom, 11. August 1810 Dein Brief, den ich gestern empfing, mein geliebtes Leben, hat die Ungewißheit, in die das Schweigen des Moniteur uns doch noch immer setzte und hielt, freilich ganz ge- endigt. Ich habe mit Tränen die Details gelesen, die Du mir von dem Hinscheiden unserer geliebten Königin gibst. O mein Gott, ich denke mir die Lage und die innere Stimmung des Königs schrecklich. Niemand von so vielen Tausenden, die gewiß daran Anteil nehmen, kann tiefer mit ihm fühlen wie ich. Und der Prinz George? ich weiß nicht, ob ich es über mich gewinnen werde, an ihn zu schreiben, was kann man dem sagen, der das Teuerste verloren hat? Alle Details, die Du mir über die Frau sagen wirst, sind mir unendlich wichtig. Sie nicht zu sehen und nicht kennen zu lernen, war in der Tat das einzige, was mich Berlin bedauern machte. Nun wird Prinz George auch nicht mehr so viel da sein, und ich kann auch seine Nähe kaum in Anschlag bringen. O Gott, den möchte ich doch sehen, um ihn aussprechen zu lassen zu jemand, der seinen Schmerz ganz versteht. Wie hat das endliche Leben unendliche Schmerzen! Wie stirbt man geistigen Tod, ehe man den physischen erleidet! Die Erinnerungen an Wilhelm treten noch lebendiger aus der Vergangenheit. Er wäre 16 Jahr und nahe, nahe dem Zeitpunkt, wo er allein und nicht mehr geleitet ins Leben einträte. Nun liegt die schöne Hülle so tief und hat sich wohl schon mit der Erde vereint, und der liebliche Geist, der sein Auge belebte, wo ist er? Hat er eine reinere, schnellere Ausbildung erfahren, als die Menschheit gestattet? Hat er eine Ahndung von den vielen Tränen, die er gekostet, von der ewigen Sehnsucht, mit der er die Brust der Zurückgebliebenen erfüllt? Das fragt sich 458