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[ Band 3 Brief 220: Humboldt an Caroline Halle, 17. August 1810 ]
keit für die wissenschaftlichen Anstalten und konnte ordentlich wütend werden, wenn die Leute ihm sagten, ich ginge sehr gern nach Wien. Er hätte Dir gewiß viel Freude gemacht. Wäre er nicht Adjutant beim Prinz Wilhelm, wo seine äußere Lage sehr gut ist, da er auch wirklich große Anhänglichkeit an den Prinzen und seine Familie hat, er wäre gewiß mit mir gegangen. Er hofft auch so, uns im Frühjahr zu besuchen. Hardenberg ist in den letzten Tagen vor meiner Abreise noch außerordentlich freundschaftlich gegen mich gewesen. Er hat mich mit dem größten Vertrauen und wirklicher Liebe behandelt. Die Krisen im Innern sind übrigens in Berlin noch nicht am Ende. Dohna wird schwerlich Minister bleiben können. Es entstehen vielleicht zwei, ja auch drei neue Minister. Über alles das und wie sich dazu mein Weggehen verhält, mündlich. Ich vergaß, Dir zu sagen, daß ich am 9. beim König aß. Er war ungemein gut und freundlich mit mir, wirklich noch mehr als je sonst. Er sprach nach Tisch allein mit mir und machte mir viele Komplimente. Wie ich ihn 1802 in Paretz verließ, glaubte ich nicht, ihn so wiederzufinden. Wie wird es jetzt sein? Von mir muß ich Dir doch erzählen, daß ich wieder viel stärker und frischer aussehend geworden bin. Die Kunthen, die vor 14 Tagen aus Dresden zurückkam und mich in vier Wochen nicht gesehen hatte, hat ihren Mann davon entreteniert, wie ich so sehr hübsch geworden wäre. Es ist aber so arg nicht. Auch habe ich drei Tage vor meiner Abreise einen sehr zärtlichen Brief be- kommen, der schloß: »Ihre unglückliche . . .« Du brauchst aber nicht eifersüchtig zu sein, denn ich habe mich nie entschließen können, diese Liebe zu erhören. Verzeih die Kindereien. Ewig Dein H. 460