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[   Band 3 Brief 208:    Caroline an Humboldt     Rom, 11. Julius 1810   ]


Jetzt ist es unbeschreiblich warm, und der Pupo arbeitet an
den Zähnen. . . .
Mein Herz, meine Seele, wie werde ich, wie werden die
Kinder sich freun, Dich und Theodor wiederzusehen. Ich kann es
mir kaum denken. Aber es tut mir ungeheuer leid, daß Du so viel
häusliche Arrangements allein zu machen hast. Wäre es in Wien
nicht vorteilhafter, die ersten drei Monate wenigstens in einem
appartement meublé, zu wohnen, bis man sich umgetan hat? Mache
so wenig Du kannst, ich will Dir dann gewiß recht ernstlich und
ordentlich beistehen und Dir all diese Mühe abnehmen. Adieu,
geliebte Seele, ich adressiere nach Burgörner, wo die Leute ganz
von Deinem Glanz erblinden werden. Es ist doch sonderbar, daß
ich in meiner Herrlichkeit gar nicht scheine auf die Domänen kommen
zu können.
Addio, anima cara ed amata. Liebe mich, lebe wohl!


209. Humboldt an Caroline            Berlin, 13. Julius 1810

Soeben, liebe Li, geht der Rittmeister *) mit seiner Frau und
drei Kindern von mir. Er ist ein guter Mensch und auch
durch die Erfahrungen des Krieges im Grunde besser
und klüger sowie durch Alter und Unglück sanfter geworden. Allein
es bleibt immer eine so diverse Natur, daß man sich doch nie
eigentlich zusammen gefallen kann. Die Schwägerin ist, wie immer
geziert, nun gar kränklich und in keiner Manier angenehm. Die
Kinder sind, wie immer, das Beste. Ich habe sie bei mir essen
lassen, Theodor dazu gebeten und Grapengießer. **) So ist es noch
leidlich gegangen. Nur die große Konsumtion an Bier, die sie

———
*) Vgl. S. 107. — **) Vgl. S. 69.

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