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[ Band 3 Brief 209: Humboldt an Caroline Berlin, 13. Julius 1810 ]
machen, ist schon an sich eine fürchterliche Sache. Glücklicherweise ist mein Gartensaal groß und alle Glastüren offen, und so ver- fliegt der Dunst. Theodor, der zwar mit innigem Vergnügen von der Gelegenheit, bei mir Bier zu trinken, profitierte, war aber ganz erstaunt, wie man ihm deutlich ansah, über die cambiati costumi. Er schlägt leider auch aus der Art und liebt das Bier. Ich rechne blos auf der Li ihre Reinheit unter den Kindern in diesem Punkt. Alexander hat auch die schreckliche Sitte gehabt, und man hat mir neulich eine unbezahlte Bierrechnung von ihm von 1806 gebracht, die ich aber mit Hohn als durchaus unecht verworfen habe, weil man meinen Namen nie mit Bier zu- sammen fände. Ich habe in diesen Tagen unsere Finanzen auch ganz genau untersucht und alles, was dahin gehört, wieder in Ordnung ge- bracht. . . . Allerdings wird die Einrichtung in Wien wieder viel kosten, aber ich denke, wir müssen sie nach und nach machen und so einen Teil unserer Einkünfte dazu verwenden. Das Schlimmste ist die abermalige Ungewißheit, wie lange wir dort bleiben. Die meisten Menschen hier glauben an meine sehr baldige Zurückkunft hierher, aber ich werde Dir mündlich auseinandersetzen, daß ich darüber anders denke. Ich glaube, wir können, wenn uns nur meine Ab- berufung im Wege steht, lange dort ruhig bleiben. Wie ich einmal gestellt bin, kann man mir nur zwei bis drei Posten höchstens an- bieten, und man dürfte es schwerlich bald tun. Überhaupt wird es Dich doch amüsieren, mündlich zu hören, wie wunderbar die Sachen mit mir gegangen sind. Ich war einen ganzen Tag lang wirklich schon fest und sicher zum Minister des Innern bestimmt. Einige Tage vorher war ich dem Bekommen des Abschieds sehr nah. Wäre ich nicht in diesem Schwanken immer fest geblieben, hätte meine unent- schiedene und daher unangenehme Lage noch lange fortdauern können. 437