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[ Band 3 Brief 50: Humboldt an Caroline Berlin, 4. März 1809 ]
Unsere Familie steht wirklich ungeheuer schlimm. Der Ritt- meister *) steckt tief in Schulden. Sein Gut, das er um vielleicht 20000 Taler zu teuer gekauft hat, wird schon jetzt sequestriert, er hat eine ganz und gar unbarmherzige Gläubigerin, mit der auch meine Beredsamkeit nichts ausgerichtet hat, und es kommt nächstens zum Verkauf. Dann ist er mit allen Kindern rein ein Bettler. Alexander ist Friedländern 16000 Taler zu 12 Prozent schuldig, und also so gut als bankerott. Mein ganzes Vermögen steht in Polen, der Arrestschlag dauert fort, und die Sache ist, wie mir Goltz schreibt, un labyrinthe inextricable. Du, liebe teure Li, bist meine einzige Rettung. Du wirst mich und die Kinder künftig er- nähren. Aber verzweifle nur nicht. Solange ich gesund bleibe, und nicht in Schnee und Eis zu dumm werde, bin ich noch immer, auch in Gelde, mehr als mein Vermögen wert, und ich arbeite gern, füge mich in die Umstände, werde nie mutlos und denke doch immer, indem ich auch wirklich für unsern Unterhalt diene, nur auf das Ganze, so daß man noch mir danken muß. Was auch für uns zu retten ist, rette ich. Dabei sehe ich Dein Bild an, so wenig es eigentlich in Schönheit und Feinheit Dich wiedergibt, küsse es oft, freue mich an Theodor, kehre noch manchmal zum Griechischen, wie sonst in Auleben, zurück, und bleibe immer der, den Du sonst liebtest und noch immer mit gleicher Liebe trägst. Es gehört mehr dazu als das Schicksal kann, einen Menschen herunter zu bringen, der einmal einen unabhängigen Sinn hat, und ein Wesen fand, wie Du bist. Ich bin unterbrochen worden, liebe einzige Seele. Lebe herzlich wohl. Ewig Dein H. ——— *) Humboldts Stiefbruder v. Holwede. 107