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[ Band 3 Brief 203: Humboldt an Caroline Berlin, 30. Junius 1810 ]
Albano. Es ist doch ein Himmel darüber und eine Sonne und eine Luft, in der Menschen leben können, ohne sich schämen zu dürfen, daß sie solche Horreurs wie hier aushalten können, ohne umzukommen. Stell Dir nur vor, daß am 3. Junius sich hier der älteste Prinz von Homburg beim Exerzieren die Finger erfroren hat. Ich bin sehr begierig, mit Dir über Alexander Rennenkampff *) zu sprechen. Überhaupt, wie ich mich auf dies Sprechen freue! Es gibt nichts Süßeres auf der Welt, und wir haben uns Unend- liches zu sagen; Du wirst auch nicht, nicht wahr, holdes Leben, erst wie Penelope viele Tage lang mir stumm gegenüber sitzen und erst alle Züge prüfen? Gestern, mein Teures, war unser Hochzeitstag. Ich habe un- endlich oft des Tages und Deiner gedacht und bin den Abend zu Hause geblieben und habe lange, lange gewacht, und mir ist es tief, wie immer, im innersten Gemüt klar und lebendig gewesen, wie ich diesem Tag alles danke, was mich je beglückt hat, wie mein ganzes Leben in ihn verwebt ist und ich ohne Dich, mein aller- teuerstes Herz, nichts wäre und nichts je hätte werden können. Ewig Dein H. 204. Humboldt an Caroline Berlin, 3. Julius 1810 Ich habe seit meinem letzten Briefe keinen von Dir gehabt, liebe Li, und bin noch immer in derselben Ungewißheit über Deine Abreise. Der König und die Königin waren vor mehreren Tagen nach Strelitz zum Besuch gegangen und wollten gestern wieder kommen. Allein die Königin ist plötzlich dort krank geworden, und ob man gleich schreibt, daß keine Gefahr ist, so scheint die Sache doch nicht ——— *) Vgl. S. 36. 426